Abwasser: Unterschiede bei Gebühren sind immens

Abwasser: Unterschiede bei Gebühren sind immens
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Stand: 29.11.2023

Krefeld liegt bei der Höhe der Abwassergebühren, die Unternehmen in den jeweiligen Städten und Gemeinden am Mittleren Niederrhein zahlen müssen, im Mittelfeld. Anders sieht das in der zweiten kreisfreien Stadt in der Region aus: Mönchengladbach gehört zu den Standorten mit den teuersten Gebühren am Mittleren Niederrhein. Das ist das Ergebnis eines Abwassergebührenrankings, das die Industrie- und Handelskammer (IHK) Mittlerer Niederrhein bei der Institut der deutschen Wirtschaft (IW) Köln Consult GmbH in Auftrag gegeben hatte. Neben den 19 Städten und Gemeinden des IHK-Bezirks wurden sechs Kommunen aus dem Kreis Mettmann bewertet.

Innerhalb der Region fällt auf, dass die Kommunen im Kreis Viersen besonders hohe Gebühren aufweisen. Nur Brüggen und Tönisvorst befinden sich unter den günstigen Kommunen. Neben der Kreisstadt Viersen liegen auch Willich, Niederkrüchten, Grefrath, Kempen, Schwalmtal und Nettetal im Bereich der höheren Gebühren. Die Kommunen im Rhein-Kreis Neuss schneiden günstiger ab.

„Die Höhe der kommunalen Gebühren ist für die Unternehmen nach der Höhe der Gewerbesteuer der zweitwichtigste Standortfaktor im Bereich ‚Kommunale Kosten und Leistungen‘“, erklärt IHK-Hauptgeschäftsführer Jürgen Steinmetz. „Umso bedenklicher ist es, dass ausgerechnet dieser Standortfaktor bei den Umfragen im Rahmen unserer Standortanalysen immer schlecht abschneidet.“ Hinzu kommt: „Unternehmen mit mehreren Standorten haben uns darauf hingewiesen, wie unterschiedlich die Gebührensätze – insbesondere bei den Abwassergebühren – sind“, sagt Steinmetz. „Deswegen haben wir das Abwassergebühren-Ranking in Auftrag gegeben.“ Ziel sei es, die Diskussion mit objektiven Daten zu versachlichen.

Die Ergebnisse zeigen, dass sich die Abwasserkosten in der Region tatsächlich stark unterscheiden. „Natürlich haben auch äußere Rahmenbedingungen wie das Alter des Kanalnetzes ihren Anteil an der Höhe der Abwassergebühren. Dass innerhalb einer räumlich sehr engen Region wie dem Mittleren Niederrhein allerdings derart große Unterschiede zu finden sind, hat uns überrascht“, erklärt Hanno Kempermann, Geschäftsführer der IW Consult GmbH. Und Steinmetz ergänzt: „Wir verstehen das Abwassergebühren-Ranking auch als Service für die Kommunen, die nun wissen, wo sie stehen. Bei den Kommunen im letzten Drittel erwarte ich, dass die Gründe für die überdurchschnittlich hohen Gebühren benannt werden.“

Das Ranking zeigt auch, dass die sechs Benchmark-Kommunen aus dem Kreis Mettmann im Schnitt günstiger abschneiden. Vier der sechs Kommunen finden sich in dem Ranking im oberen Drittel wieder. IW-Geschäftsführer Kempermann weist darauf hin, dass NRW insgesamt ein Bundesland mit hohen Abwassergebühren ist. „Unser bundesweites Abwassergebühren-Ranking der größten Städte für Musterhaushalte hatte dies gezeigt.“ Die Stadt Krefeld, die einen Mittelfeldplatz belegt, landete beim bundesweiten Ranking auf Platz 80 von 100.

Steinmetz kündigt an: „Wir werden das Ranking fortan regelmäßig wiederholen, denn es schafft Transparenz für einen Kostenfaktor, der sich aus komplizierten kommunalen Satzungen ergibt.“ Außerdem hat die IHK die Oberbürgermeister, Bürgermeisterinnen und Bürgermeister aus der Region um eine Stellungnahme gebeten.

Das Ranking im Einzelnen:

Ein Unternehmen aus der Metallindustrie (12.500 Quadratmeter Grundstücksfläche, 0,6 Geschossflächenzahl, 7.500 Quadratmeter Geschossfläche, 10.000 Quadratmeter Regelanrechnungsfläche, 2 Vollgeschosse, 36.903 Kubikmeter Abwassermenge, 0,8 Grundflächenzahl, 3.750 Quadratmeter Dachfläche) muss demnach am Mittleren Niederrhein jeweils zahlen:

  1. Kaarst: 80.467 Euro
  2. Dormagen: 89.080 Euro
  3. Meerbusch: 97.447 Euro
  4. Brüggen 109.328 Euro
  5. Neuss: 119.264 Euro
  6. Tönisvorst: 119.765 Euro
  7. Jüchen: 121.926 Euro
  8. Krefeld 123.586 Euro
  9. Korschenbroich: 132.826 Euro
  10. Grevenbroich: 136.399 Euro
  11. Niederkrüchten: 142.927 Euro
  12. Willich: 148.995 Euro
  13. Rommerskirchen: 154.217 Euro
  14. Schwalmtal: 160.046 Euro
  15. Grefrath: 162.515 Euro
  16. Mönchengladbach: 172.231 Euro
  17. Kempen: 178.131 Euro
  18. Nettetal: 189.258 Euro
  19. Viersen: 194.482 Euro

Die Methodik:

Anhand von drei Beispielunternehmen mit unterschiedlichen Parametern hat IW-Consult ein Ranking der 19 Städte und Gemeinden im IHK-Bezirk Mittlerer Niederrhein erstellt. Hinzugenommen wurden sechs Kommunen aus dem benachbarten Kreis Mettmann. Der Erhebung wurden drei Musterunternehmen aus der Industrie (chemische Industrie, Metallindustrie und Ernährungsindustrie) zugrunde gelegt, die eine große wirtschaftliche Bedeutung für die Region haben. Über Publikationen des Statistischen Landesamts Nordrhein-Westfalen wurden branchenspezifische Durchschnittswerte für die Abwassermenge errechnet. Die Musterunternehmen unterscheiden sich hinsichtlich der anfallenden Abwassermenge (zwischen 13.000 und 55.000 Kubikmeter) und der (versiegelten) Fläche (Grundstücksfläche zwischen 5.000 und 12.500 Quadratmeter). „Bei der Analyse hat sich gezeigt, dass die Schmutzwassergebühr ausschlaggebend für die Höhe der Gesamtgebühren und -beiträge und damit für das Ranking der Kommunen ist. Eine Veränderung der Parameter der Musterunternehmen führt nicht zu großen Veränderungen im Ranking“, erklärt Hanno Kempermann, Geschäftsführer der IW Consult GmbH.

Alle Daten zum „Interkommunalen Gebührenvergleich“ und die eingegangenen Stellungnahmen sind zu finden unter:

www.mittlerer-niederrhein.ihk.de/30974