Betriebliches Mobilitätsmanagement
Betriebliches Mobilitätsmanagement, was ist das?
Unter betrieblichem Mobilitätsmanagement versteht man ein strategisches Instrument, das Unternehmen nutzen, um eine effiziente, attraktive, umwelt- und sozialverträgliche Mitarbeitermobilität zu fördern und aktiv zu gestalten.
In den Themenbereichen Mitarbeitermobilität, Dienstreisen, Fuhrpark, Mobilitätskosten und Infrastruktur werden Verbesserungen gesucht und umgesetzt.
Welche Vorteile bietet ein betriebliches Mobilitätsmanagement?
Die Vorteile sind vielfältig und werden für Unternehmen immer wichtiger. Neben den unternehmerischen Vorteilen durch Kostenreduktion und Positionierung als attraktiver Arbeitgeber steht natürlich der Nutzen für Klima und Umwelt im Fokus. Außerdem profitiert letztlich auch die Belegschaft, da Gesundheit und Motivation gestärkt und gefördert werden.
- für Beschäftigte:
- finanzielle Einsparungen durch reduzierte Wegkosten
- Förderung der Fitness und Gesundheit
- Förderung von Motivation und Arbeitgeberbindung
- Stressreduktion
- Zeitersparnis
- für Unternehmen:
- Reduktion von Kosten
- bessere Erreichbarkeit des Betriebsstandortes
- positives Unternehmensimage und gesteigerte Arbeitgeberattraktivität
- trägt bei zur Mitarbeiterzufriedenheit, Mitarbeiterbindung und Fachkräftesicherung
- für die Umwelt:
- Verkehrsreduktion
- Reduzierung von CO2-Emissionen und weiterer Abgase
- geringere Flächenversiegelung
Die Einführung eines betrieblichen Mobilitätsmanagements ist individuell und hängt von den Zielsetzungen, zur Verfügung stehenden Ressourcen und den Gegebenheiten im Unternehmen, am Standort und bei den Beschäftigten ab. Grundsätzlich gilt: Jedes Unternehmen, gleich welcher Größe und Struktur, kann und sollte sich mit dem Thema des betriebliches Mobilitätsmanagements auseinandersetzen.
Mit zehn Tipps möchten wir Unternehmen bei der Entwicklung eines betrieblichen Mobilitätsmanagements unterstützen und ihnen Möglichkeiten für eine nachhaltige Mobilität näherbringen.
Betriebliches Mobilitätsmanagement: 10 Tipps für den Einstieg
Tipp 1: Verantwortlichkeiten festlegen
Nachdem ein Unternehmen den grundsätzlichen Entschluss gefasst hat, sich dem Thema Mobilitätsmanagement zu widmen, müssen die Verantwortlichkeiten geklärt und festgelegt werden. Getreu dem Motto: Einer muss den Hut aufhaben.
- Wo sind die Mobilitätsverantwortlichen verankert?
- Wer sind die relevanten Personen?
- Alle Unternehmensbereiche sind einzubeziehen!
Als Verantwortlicher kommt ein betrieblicher Mobilitätsmanager infrage. Es kann auch alternativ oder ergänzend eine Arbeitsgruppe gebildet werden. Hierbei besteht natürlich die Möglichkeit, an bereits bestehenden Programmen anzudocken. Nicht zuletzt kann natürlich auch ein externer Mobilitätsexperte beauftragt werden.
Tipp 2: Interne Kommunikation
Um eine möglichst große Akzeptanz des Projektes innerhalb der Belegschaft zu erreichen, ist eine positive Einstellung der Verantwortlichen und Beschäftigten eine wichtige Voraussetzung.
Nur so können Veränderungen greifen und die gewünschte Wirkung entfalten. Neben der Kommunikation auf technischer Ebene mit den Verantwortlichen der einzelnen Fachbereiche sind die offene Kommunikation und das aktive Einbinden und regelmäßige Informieren der Beschäftigten zwingend erforderlich.
Sämtliche Maßnahmen und Angebote sollten regelmäßig und frühzeitig kommuniziert werden. Der Mehrwert für das Unternehmen und insbesondere für die Beschäftigten muss hierbei im Fokus stehen.
Tipp 3: Bestandsaufnahme und Ist-Analyse
Die Maßnahmen eines betrieblichen Mobilitätsmanagements sind an Prozesse und Rahmenbedingungen in den jeweiligen Unternehmen, den Gegebenheiten am Standort und den Bedürfnissen der Beschäftigten auszurichten.
Da die Situation von Unternehmen zu Unternehmen völlig unterschiedlich sein kann, ergibt es wenig Sinn pauschale Maßnahmen einzuführen. Vielmehr muss zunächst eine detailierte Bestandsaufnahme in Form einer umfassenden Ist-Analyse der unterschiedlichen Bereiche erfolgen.
Situation am Unternehmensstandort
- Wie stellt sich die Erreichbarkeit des Unternehmens dar?
- Wie sind die Ein- und Anbindung an das ÖPNV-Netz?
- Wie ist der Taktfahrplan des ÖPNV?
- Wie ist die Parkplatzsituation?
- Welche Abstellmöglichkeiten für Fahrräder sind vorhanden?
- Gibt es Umkleiden, Duschen oder Spinde?
- Wie sind die Fußweg- und Radweginfrastruktur im Umkreis?
- Wie ist die infrastrukturelle Situation für mobilitätseingeschränkte Personen?
Methoden:
Karten, Luftbilder, Links zu Bahnhöfen, ÖPNV-Haltestellen, Fahrplänen, Online-Karten, Navigationsdiensten
Mobilitätsverhalten der Beschäftigten:
- Wie kommen die Mitarbeiter aktuell zur Arbeit?
- Welche Distanzen legen die Beschäftigten dabei zurück?
- Welche Motive, Bedürfnisse und Herausforderungen gibt es?
- Wie ist das Umsteigepotenzial vom Auto auf alternative Verkehrsmittel?
- Ist die Bildung von Fahrgemeinschaften möglich?
- Wie wird das regionale Nahverkehrsangebot genutzt?
Methoden:
Mitarbeiterbefragung; Matrix erstellen, kartographische Darstellung, bei großen Unternehmen Beauftragung von Beratungsunternehmen mit speziellen Softwaretools (Beraterliste der Deutschen Plattform für Mobilitätsmanagement (DEPOMM), Heidelberg Institute for Geoinformation Technology mit Webanwendung „Openroute - Service“), Mitarbeiterbefragungen
Unternehmensspezifische und geschäftsinterne Faktoren:
- Welche betrieblichen Regelungen gibt es hinsichtlich Öffnungszeiten und Arbeitszeiten?
- Wie ist der Kunden- und Besucherverkehr im Unternehmen?
- Welche Dienstreiseregelungen bestehen? Welche Verkehrsmittel stehen zur Verfügung? Wie ist das Nutzungsverhalten?
- Stehen Dienstfahrzeuge zur Verfügung? Wie ist das Nutzungsverhalten? Wie ist der organisatorische Ablauf?
- Wie gestaltet sich der innerbetriebliche Warentransport?
Tipp 4: Mobilitätsmanagementkonzept aufstellen
Im Anschluss an die Bestandsaufnahme und die Auswertung der zur Verfügung stehenden Daten lassen sich aus den ermittelten Analyseergebnissen die Herausforderungen, aber insbesondere realistische Potenziale identifizieren.
Die Potenziale können in einzelnen Kategorien zusammengefasst werden. Insbesondere Kosteneinsparungen für das Unternehmen, z.B. durch weniger Dienstwagen und Stellplätze sowie die Umstellung von Verbrenner-Autos auf Elektromobilität sowie Veränderungen bei Krankheitstagen der Beschäftigten beim Umstieg vom Auto auf das Fahrrad, sollten erfasst werden. Ein wichtiger Faktor bei der Umstellung auf nachhaltige Mobilität ist auch das Einsparpotenzial bei den CO2-Emissionen.
Aus den ermittelten Potenzialen können konkrete und messbare Ziele formuliert und ein Maßnahmenplan mit zeitlichen Vorgaben für die Zielerreichung kann erstellt werden. Ob einzelne Maßnahmen zielführend sind, ist regelmäßig zu überprüfen und gegebenenfalls anzupassen.
Der Aufbau eines betrieblichen Mobilitätsmanagements kann sich am sogenannten PDCA-Zyklus orientieren:
Plan – Do – Check – Act
- Plan: In der Vorbereitungs- und Planungsphase wird eine Ist-Analyse durchgeführt und strategische Ziele werden festgelegt.
- Do: Die geplanten Maßnahmen werden umgesetzt.
- Check: Die durchgeführten Maßnahmen werden evaluiert und auf die zuvor festgelegten Ziele hin überprüft.
- Act: Zielgerichtete Anpassungen vornehmen und den Zyklus erneut durchlaufen, insbesondere bei veränderten Rahmenbedingungen.
Tipp 5: Maßnahmen im Bereich E-Mobilität und Fahrrad
- Effizienzsteigerung im Fuhrpark
- zentrales Fuhrparkmanagement
- Integration von Carsharing, Lasten- und Diensträdern
- Parkraumbewirtschaftung
- Dienstwagen-Pool mit E-Autos
- Förderung von E-Mobilität durch Ladeinfrastruktur
- Bereitstellen von Fahrradabstellmöglichkeiten
- Förderung von Fahrradleasing
- Organisation von Fahrradaktionen
- Verbesserung der Fahrradwege
- weitere Fahrradförderung, z. B. hochwertige Abstellanlagen, überdachte, beleuchtete Stellplätze auf dem Betriebsgelände
- Bereitstellung von Regenschutzkleidung
- Umkleiden / Duschen
Tipp 6: Maßnahmen im Bereich des ÖPNV
Der ÖPNV ist – je nach Qualität der Anbindung – ein wichtiger Baustein im Rahmen des betrieblichen Mobilitätsmanagements.
Die Bereitstellung eines Deutschlandtickets als Jobticket ist dabei ein wichtiges Instrument, um die Mitarbeitenden zur Nutzung des ÖPNV zu motivieren. Und dieser positive Effekt kann sich sogar über die Arbeit hinaus erstrecken.
Hierzu sind auch die Mitarbeitenden auf die Potenziale und Taktungen des ÖPNV aufmerksam zu machen.
Ist die Anbindung des Betriebes beziehungsweise eines Gewerbegebietes unzureichend, kann das Gespräch mit lokalen Verkehrsunternehmen gesucht werden. Gegebenenfalls ist dies auch im Verbund sinnvoll.
Tipp 7: Alternative Formen der Arbeitsorganisation
Eine weitere Maßnahme zur Verkehrsvermeidung können moderne Arbeitszeitmodelle sein. Durch flexible Arbeitszeiten und mobiles Arbeiten wie Homeoffice- Regelungen werden Arbeitswege reduziert und auf diese Weise Fahrtkosten sowie CO2-Emissionen eingespart. Dabei ist die Schaffung technischer Voraussetzungen, die mobiles Arbeiten möglich machen, ein wichtiger Aspekt.
Verfügt ein Unternehmen über mehrere Standorte, bietet sich wohnortnahes Arbeiten an, sodass Mitarbeitende an jenem Standort arbeiten, der am nächsten zum Wohnort liegt.
Das Bilden von Fahrgemeinschaften ist ebenfalls ein effektives Mittel zur Verkehrsreduktion mit großen Effekten. Kosten werden gespart, und die Umwelt wird spürbar geschont.
Tipp 8: Anreize schaffen
Durch die Bereitstellung eines sogenannten Mobilitätsbudgets können die Beschäftigten frei entscheiden, welche Verkehrsmittel sie für ihre Arbeitswege nutzen möchten.
Ist die ÖPNV-Anbindung ausreichend attraktiv, stellt auch die Finanzierung des Deutschlandtickets als Jobticket einen wichtigen Anreiz für die Mitarbeitenden dar. Auch die Attraktivität als Arbeitsgeber wird deutlich gesteigert. Dies hat sowohl Vorteile bei der Bindung von Mitarbeitenden als auch bei der Akquirierung neuen Personals.
Tipp 9: Externe Kommunikation
Tue Gutes und sprich darüber. Ein nachhaltiges betriebliches Mobilitätsmanagement bietet viele Vorteile: Reduzierung von Kosten, Verkehrsminimierung und aktiver Klimaschutz sind einige der direkt spürbaren Auswirkungen.
Es trägt außerdem zum positiven Image eines Unternehmens bei und wirkt sich auch auf die Arbeitgeberattraktivität aus.
Unternehmen, die diese Erfolge nach außen kommunizieren, präsentieren sich als innovativer Arbeitgeber und motivieren im besten Fall auch andere Unternehmen, dem erfolgreichen Beispiel zu folgen.
Tipp 10: Förderprogramme und Weiterbildungsmöglichkeiten nutzen
- Beantragung von Zuschüssen
- Der Förderfinder von mobilität.nrw findet die passenden Förderprogramme für Ihr Mobilitätsprojekt in NRW. Link: www.foerderfinder.nrw.de
- Teilnahme an Netzwerken
- Inanspruchnahme von Beratungen
- Schulung von Mobilitätsbeauftragten
- Betrieblicher Mobilitätsmanager: Zertifikatslehrgang IHK; Link: Anmeldung Zertifikatslehrgang BMM 2024