Bedeutung der ZARA-Häfen für die Schieneninfrastruktur

Bedeutung der ZARA-Häfen für die Schieneninfrastruktur
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Das Rheinland braucht Investitionen in die Schiene 

Die bisher geplanten Investitionsmaßnahmen in die Schieneninfrastruktur des Rheinlandes reichen bei Weitem nicht aus, um das künftige Wachstum beim Schienengüterverkehr zu bewältigen. Selbst wenn alle im bislang gültigen Bundesverkehrswegeplan 2030 (BVWP 2030) vorgesehenen Maßnahmen umgesetzt würden, käme es in Kombination mit dem Personenverkehr immer noch zu erheblichen Engpässen.

Dies zeigen die Ergebnisse einer Studie der IHKs im Rheinland. Darin wird deutlich, dass das Wachstum der Schienengüterverkehrsströme aus den Häfen Zeebrügge, Antwerpen, Rotterdam und Amsterdam (ZARA) deutlich höher ausfallen wird, als in der aktuellen Seeverkehrsprogose des Bundes (2040) angenommen. Allein für Antwerpen und Rotterdam prognostiziert der Gutachter mindestens zwei Drittel mehr deutschlandrelevantes Güteraufkommen als der Bund für alle ausländischen Seehäfen. Die erwarteten Zunahmen betreffen insbesondere die folgenden zentrale Korridore: 

  • Aachen in Richtung Mönchengladbach sowie Düsseldorf/Neuss
  • Aachen in Richtung Köln/Bonn/Rhein-Sieg
  • Venlo über Viersen in Richtung Krefeld und Duisburg
  • Venlo über Viersen und Mönchengladbach in Richtung Köln
  • Korridor Emmerich – Duisburg

Forderungen und Empfehlungen an die Politik

  • Anpassung der Bundesverkehrswegeplanung an die tatsächlichen Gegebenheiten und die Anforderungen der kommenden Jahrzehnte
  • zeitnahe Umsetzung aller bisher veranschlagten Verkehrsprojekte im BVWP 2030 und im Investitionsgesetz Kohleregionen (InvKG)
  • Einsatz der nordrhein-westfälischen Landesregierung und der Landtagsabgeordneten auf Bundesebene mit dem Ziel, die die Umsetzung der notwendigen Infrastrukturprojekte herbeizuführen
  • eine stärkere Zusammenarbeit mit den benachbarten Ländern Belgien und den Niederlanden, um eine grenzüberschreitende Planung und Umsetzung von Infrastrukturmaßnahmen zu gewährleisten

Welche konkreten Maßnahmen bedarf es im Rheinland?

Ohne eine zielgerichtete und umfassende Erweiterung der Schieneninfrastruktur drohen erhebliche Wettbewerbsnachteile für die Region sowie negative Auswirkungen auf die Umwelt und das Erreichen der Klimaziele des Bundes.

Dafür sind im Wesentlichen die im Folgenden genannten Maßnahmen in die Schieneninfrastruktur erforderlich:

 

Korridor Aachen – Köln

Sukzessiver Ausbau der Strecke Aachen – Düren durch Einzelmaßnahmen, die in ihrer Wirkung mit einem 3. Gleis vergleichbar sind:

  • Dreigleisigkeit Burtscheider Viadukt und Dritte Bahnsteigkante Rothe Erde (Aachen Hbf – Aachen Rothe Erde)
  • Dreigleisigkeit Rothe Erde bis kurz vor Eilendorf: Vor Inbetriebnahme so verändern, dass das mittlere Gleis wie die beiden anderen flexibel in Richtung und Geschwindigkeit genutzt werden kann (bisher nur als 80 km/h GV-Puffergleis Richtung Aachen geplant)
  • Verlängerung der Dreigleisigkeit von kurz vor Eilendorf bis zum Beginn des Eilendorfer Tunnels
  • Drittes Gleis Langerwehe – Düren für den Nahverkehr zur Kapazitätssteigerung für den Güterverkehr
  • Überholgleise für Güterverkehr zur Verbesserung des SPNV: Stolberg Nordseite, Übach-Palenberg Westseite und Geilenkirchen
  • verbleibendes Bündel weiterer Maßnahmen zur Erhöhung der Streckenkapazität aus der IHK-Studie 2017 und dem PEK zum ÜLS Stolberg – Aachen West (Weichenänderungen, Signaländerungen, Blockverdichtungen) (Geilenkirchen – Aachen Hbf – Düren) Bau von zwei zentralen Überholgleisen in Aachen Hbf als Warteposition für Güterzüge mit einer Nutzlänge von 740 m
 

Korridor Venlo – Viersen – Mönchengladbach – Köln

Ausbau der Strecke Köln – Mönchengladbach – Venlo durchgängig zweigleisig; Bau eines dritten Gleises im Bereich Mönchengladbach-Rheydt und einer Direktverbindung der Strecke Venlo –Viersen – Krefeld

  • durchgehende Zweigleisigkeit des Streckenabschnitts Nettetal-Kaldenkirchen bis nach Viersen-Dülken (Strecke Mönchengladbach – Venlo)
  • durchgehende Direktverbindung der Strecke Venlo –Viersen – Krefeld, ggfs. als stadtbildverträgliche Verbindungsvariante südlich von Viersen
  • zusätzliches Gleis Rheydt Hbf – Rheydt-Odenkirchen
  • diverse Maßnahmen im Bereich zwischen Viersen und Mönchengladbach (Überholgleis Helenabrunn, Blockverdichtung, abgestufte Einfahrgeschwindigkeit Viersen-MG)
 

Fortführung der Betuwe-Linie auf deutscher Seite bis Oberhausen 

  • Fortführung der Betuwe-Linie mit einem dreigleisigen Ausbau auf deutscher Seite von der Grenze D/NL bis Oberhausen mit Bahnübergangsbeseitigung und Überholgleisen sowie Ausstattung mit ETCS Level 2
  • Anschlussstelle Oberhausen (Ausbau der niveaugleichen Verbindungskurven) Gutachten
  • Kapazitätserweiterung Oberhausen – Emmerich (ESTW Emmerich, Blockzusammenlegung) Gutachten
  • Oberhausen – Emmerich – Grenze (3-gleisiger Ausbau, Beseitigung von 55 Bahnübergängen) Gutachten
  • Umbau von Überholgleisen für 750 m lange Güterzüge in den Bahnhöfen Dinslaken, Wesel, Mehrhoog, Empel Rees und Emmerich Gutachten
  • Anschlussstelle Oberhausen (Ausbau der niveaugleichen Verbindungskurven) Gutachten
 

Korridor Aachen – Mönchengladbach

  • Zweigleisiger Ausbau und Elektrifizierung der Strecke Herzogenrath – Heerlen (NL) mit Anschluss an das internationale Schienennetz über Aachen sowie viergleisiger Ausbau auf der Strecke Aachen – Mönchengladbach im Bereich zwischen Aachen und Herzogenrath, einschließlich Einrichtung ETCS
 

Revierbahn

  • Durchgehende Revierbahn für Güter- und Personenverkehre zwischen Neuss nach Aachen durch a) Elektrifizierung und zweigleisigen Ausbau zwischen Neuss und Bedburg sowie b) entsprechenden Neubau zwischen Bedburg und Aachen (Revierbahn-West)
 

weitere Maßnahmen im Rheinischen Revier

  • RWE-Schieneninfrastruktur im rheinischen Revier für zukünftige Aufgaben sichern und ausbauen
  • Optimierung der Infrastruktur der S 12 / Erftbahn mit Verlängerung (zweigleisig und elektrifiziert) von Kerpen-Horrem über Bergheim, Bedburg, Grevenbroich, Neuss bis Düsseldorf
  • Bau der Hafenbrücke „Erftsprung“ im Neusser Hafen
  • Umsetzung der elektrifizierten, zweigleisigen Weissenberger Kurve zwischen Neusser Hbf und Neusser Gbf
  • Umsetzung der elektrifizierten, zweigleisigen S 6 Köln – Grevenbroich – Mönchengladbach
  • Ertüchtigung „EUREGIO-Railport“ Stolberg
 

weitere Maßnahmen zur Ertüchtigung der Schieneninfrastruktur

  • Ertüchtigung der „Ratinger Westbahn“ zwischen Duisburg und Düsseldorf über Ratingen zur Reaktivierung des Personenverkehrs
  • Bau der Infrastruktur für den RRX: Sechsgleisiger Ausbau zwischen Duisburg-Großenbaum und Düsseldorf, sechsgleisiger Ausbau zwischen Köln-Mülheim und Düsseldorf-Reisholz
  • Elektrifizierung der S 7 (Müngstener)
  • Bau eines dritten Gleises zwischen Solingen und Köln
  • Verlängerung der S 28 bis Viersen
  • Ausbau des Bahnknotens Köln, insbesondere Beseitigung des Engpasses der HGV Köln –Frankfurt in Köln-Porz