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Den Strukturwandel als Chance begreifen

04.12.2025
Regionalforum Neuss für IHK, Areal, Böhler
Beim IHK-Regionalforum Rhein-Kreis Neuss diskutierte Katharina Reinhold, die neu gewählte Landrätin, mit dem Meerbuscher Bürgermeister Christian Bommers (M.), IHK-Hauptgeschäftsführer Jürgen Steinmetz und Unternehmerinnen und Unternehmern.

Die Digitalisierung der kreisinternen Prozesse, die Serviceorientierung der Kreisverwaltung gegenüber Unternehmen sowie Bürgerinnen und Bürgern und die Gestaltung des Strukturwandels – die wirtschaftspolitische Agenda von Katharina Reinhold, der neuen Land-rätin des Rhein-Kreises Neuss, ist ambitioniert. Davon konnten sich jetzt die Unternehmerinnen und Unternehmer überzeugen, die der Einladung der Industrie- und Handelskammer (IHK) Mittlerer Niederrhein zum Regionalforum Rhein-Kreis Neuss gefolgt waren. „Eine Kommune, die wirtschaftsfreundliche Rahmenbedingungen setzt, kann in Zeiten dieser tiefen Strukturkrise in Deutschland den Unterschied machen“, sagte IHK-Hauptgeschäftsführer Jürgen Steinmetz zur Begrüßung im impuls.werk im Areal Böhler in Meerbusch. „Wichtige Standortfaktoren wie die Ausstattung der Bildungseinrichtungen, die Bereitstellung von Gewerbeflächen oder die Höhe der Gewerbe- und Grundsteuerhebesätze werden auf kommunaler Ebene entschieden.“

Reinhold verband zu Beginn ihres Vortrags den Veranstaltungsort mit ihrer wirtschaftspolitischen Zielsetzung: „Hier im impuls.werk unterstützen wir Start-ups sowie Gründerinnen und Gründer. Das ist ein zentraler Ort für Miteinander und Zukunftsgestaltung. Dabei setzt die neue Landrätin auf eine „gute Mannschaftsleistung“. Sie will die Zusammenarbeit zwischen Verwaltungen, Wirtschaft, Wissenschaft und weiteren Institutionen stärken. Ihr Ziel: Die Unternehmen im Rhein-Kreis Neuss sollen beste Rahmenbedingungen für erfolgreiches Wirtschaften vorfinden.

Drei Punkte waren der neuen Landrätin dabei besonders wichtig: Zum einen möchte sie die Serviceorientierung der Kreisverwaltung weiter stärken. „Wir stehen den Unternehmen zur Seite und unterstützen sie bei allen Fragen, die die Verwaltung betreffen“, sagte Reinhold. So habe der Rhein-Kreis Neuss in diesem Jahr erneut mit einer Mitarbeiterin der Kreiswirtschaftsförderung die Geschäftsführung der Gütegemeinschaft Mittelstandorientierte Verwaltung übernommen. „Das ist für uns kein Selbstzweck, sondern Ausdruck unserer Haltung, kurze Wege und schnelle Entscheidungen zu ermöglichen“, so Reinhold.

Ein zweiter zentraler Punkt für die neue Landrätin ist die Digitalisierung der Kreisverwaltung: „Aus eigenen Erfahrungen als Kundin der Verwaltung und als Resümee der ersten vier Wochen muss ich gestehen: Es gibt großes Potenzial, unsere Dienstleistungen für Unternehmen einfacher zu gestalten.“ In der Digitalisierung der Kreisverwaltung sieht sie einen Schlüssel, um Unternehmen verlässliche Rahmenbedingungen zu bieten. Bestärkt wurde sie dabei durch Tiefbauunternehmer Theodor Schornstein, der darlegte, dass fehlende kommunale Digitalisierung häufig zu Mehraufwand und Missverständnissen führt.

Als Jahrhundertaufgabe bewertet Reinhold den Punkt Nummer drei ihrer Agenda – den Transformationsprozess im Rheinischen Revier. „Wir müssen den Strukturwandel vor allem als Chance begreifen“, erklärte die neue Landrätin. Sie möchte den Standort noch stärker zu einer Digitalregion weiterentwickeln. Der Smart Industrial Campus in Dormagen und der Digitalpark in Grevenbroich könnten wichtige Bausteine dafür sein. Auch die angekündigte Ansiedlung von Microsoft im Rheinischen Revier bewertet sie als wichtigen Impuls. „Seit der Ankündigung fehlt mir allerdings der Speed in diesem Prozess“, merkte Reinhold an.

Damit sich die wirtschaftspolitischen Ziele realisieren lassen, müsse aus Sicht der Landrätin auch die Bildungsinfrastruktur ganz oben auf der Agenda stehen. Sie verwies auf das Robotiklabor am Berufskolleg für Technik und Informatik in Neuss und das im Frühjahr eröffnete Chemie- und Wasserstofflabor im Berufsbildungszentrum Dormagen. „Wir werden in den kommenden Jahren weitere 150 Millionen Euro für die Modernisierung und Sanierung unserer Berufskollegs und Förderschulen investieren“, kündigte Reinhold an.

An der anschließenden Diskussion nahm auch der Meerbuscher Bürgermeister Christian Bommers teil. Dabei stand vor allem das Thema Kommunalfinanzen im Mittelpunkt. Bommers zeichnete ein düsteres Bild der Situation. „Viele Kommunen im Land werden in die Haushaltssicherung rutschen. Die Kreisumlage ist für die kreisangehörigen Kommunen ein erheblicher Kostenfaktor.“ Reinhold begründete die steigende Umlage mit zunehmenden Sozialausgaben. Gleichzeitig sicherte sie zu, gemeinsam mit den Kommunen einen neuen Modus Operandi zu entwickeln. Bommers und Reinhold betrachten eine verstärkte interkommunale Kooperation als alternativlos. „Das gilt auch für die Wirtschaftsförderung. Es macht keinen Sinn, wenn Kreis, Stadt und IHK die gleiche Dienstleistung für Unternehmen anbieten“, so Reinhold, und Bommers ergänzte: „Wir werden schauen müssen, wie sich unsere Personalkapazitäten künftig besser gegenseitig ergänzen können. Fachkräfte sind knapp, ohne effiziente Zusammenarbeit wird es deshalb nicht gehen.“

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