Kempen 2025
In dieser Studie werden die Merkmale der Stadt Kempen als Wirtschaftsstandort ausführlich untersucht. Dabei werden zunächst sowohl die Branchenstrukturen als auch ihre Entwicklungen analysiert. Zudem werden verschiedene wirtschaftliche Kennzahlen herangezogen, um Kempen mit ähnlich großen und ähnlich strukturierten Kommunen am Mittleren Niederrhein und in Nordrhein-Westfalen zu vergleichen. Dies ermöglicht es, die Position von Kempen als Wirtschaftsstandort im Wettbewerb anhand verschiedener Indikatoren zu bewerten. Die Ergebnisse der Standortbefragung von Unternehmen in Kempen bilden den Kern der Analyse. Knapp 120 Unternehmen mit mehr als 3.300 Mitarbeitenden haben verschiedene Standortfaktoren hinsichtlich ihrer Bedeutung und Qualität bewertet.
Das Ziel der Analyse ist es, Möglichkeiten zur weiteren Verbesserung des Wirtschaftsstandorts Kempen zu identifizieren und dabei zu helfen, diesen im Standortwettbewerb zu stärken und zukunftsfähig zu machen. Wir leiten wirtschaftspolitische Handlungsempfehlungen aus den Ergebnissen ab, die den Abschluss dieser Analyse bilden.
Inhaltsverzeichnis
1. Wirtschaft in Kempen
Wirtschaft1.1 Beschäftigungsentwicklung und Branchenstrukturen
Beschäftigungsentwicklung insgesamt
1999 bis 2024 / 1999 = 100
In Kempen arbeiteten zum 30.06.2024 insgesamt 13.834 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte. Seit 1999 ist die Beschäftigung damit um 28,1 Prozent gestiegen. Im Land NRW und im Kreis Viersen gab es seit 1999 ebenfalls ein Wachstum, das jedoch geringer ausfiel (26,5 beziehungsweise 19,2 Prozent). Seit dem Jahr 2009 wächst die Beschäftigung in Kempen kontinuierlich – mit Ausnahme der Zeit während der Corona-Pandemie. So gab es in den Jahren 2020 bis 2021 einen leichten Rückgang der Beschäftigung, der auch auf den Fortzug eines wichtigen Kempener Unternehmens zurückzuführen ist.
Wirtschaftsstrukturen
Beschäftigungsanteile 2024 in Prozent
Wenn man die Verteilung der Beschäftigten in Kempen auf die verschiedenen Wirtschaftszweige betrachtet, fällt zunächst auf, dass 1,7 Prozent aller sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in der Land- und Forstwirtschaft tätig sind. Dieser Anteil ist deutlich höher als in Nordrhein-Westfalen (0,5 Prozent), aber geringer als im Kreis Viersen (2,1 Prozent).
Beschäftigungsentwicklung: Produzierendes Gewerbe
2014 bis 2024 / 2014 = 100
Die Beschäftigtenstruktur in Kempen zeigt eine deutliche Ausprägung im Produzierenden Gewerbe. Zum 30.06.2024 waren hier insgesamt 4.790 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte tätig. Das entspricht einem Anteil von 34,6 Prozent an der Gesamtbeschäftigung und liegt damit über dem Durchschnitt im Land und im Kreis (24,9 beziehungsweise 27,4 Prozent). Die Beschäftigtenzahl in diesem Sektor in Kempen ist seit 2014 um 5,9 Prozent gestiegen. Das Wachstum ist etwas höher als im Land und im Kreis.
Beschäftigungsentwicklung: Handel und Dienstleistungen
2014 bis 2024 / 2014 = 100
Der Dienstleistungsbereich ist in Kempen ebenfalls stark vertreten. 3.143 Personen arbeiten in den distributiven Diensten wie Handel, Gastgewerbe und Logistik, was einem Anteil von 22,7 Prozent entspricht. Weitere 5.671 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte entfallen auf die sonstigen unternehmens- und personenbezogenen Dienstleistungen, also beispielsweise auf freiberufliche Tätigkeiten, Verwaltungsdienstleistungen oder soziale und kulturelle Angebote. Ihr Anteil an der Gesamtbeschäftigung liegt bei rund 41 Prozent. Die Beschäftigung im Handel und im Dienstleistungssektor insgesamt ist in den vergangenen zehn Jahren in Kempen zwar gewachsen (11,8 Prozent), jedoch weniger stark als im Land Nordrhein-Westfalen und im Kreis Viersen (22,1 beziehungsweise 22,6 Prozent).
1.2 Detailstrukturen
Die Analyse der Detailstrukturen wird durch die Datenverfügbarkeit erschwert. Für einige Branchen liegen aus Geheimhaltungsgründen keine konkreten Beschäftigtendaten vor. Dennoch lassen sich anhand der Daten einige Merkmale des Standorts Kempen herausarbeiten.
Landwirtschaft in Kempen überdurchschnittlich stark
Der Bereich Land- und Forstwirtschaft ist überdurchschnittlich stark vertreten. Dies zeigt sich am Vergleich der Beschäftigtenanteile in diesem Bereich in Kempen und Nordrhein-Westfalen, dem sogenannten Lokalisationsquotienten. Der Lokalisationsquotient setzt den Beschäftigtenanteil einer Branche in Kempen ins Verhältnis zum Beschäftigungsanteil dieser Branche in Nordrhein-Westfalen. Ein Wert unter 1 bedeutet einen Anteil unter dem Landesdurchschnitt, während ein Wert über 1 einen höheren Anteil als im Land anzeigt. In Kempen beträgt der Lokalisationsquotient für die Land- und Forstwirtschaft 3,5, was anzeigt, dass der Anteil dieser Branche an der Gesamtbeschäftigung mehr als dreimal so hoch ist wie im Land. Der Anteil der Land- und Forstwirtschaft an der Gesamtbeschäftigung in Kempen liegt bei 1,7 Prozent. Allerdings ist die Beschäftigung in den vergangenen zehn Jahren um rund 16 Prozent gesunken.
Kempen ist Industriestandort
Im Verarbeitenden Gewerbe sind in Kempen 23,5 Prozent aller sozialversicherungspflichtig Beschäftigten tätig. Zum 30.06.2024 waren das 3.252 Beschäftigte. Im Vergleich zu den Beschäftigungsanteilen in NRW ist der Bereich überdurchschnittlich stark vertreten, wie der Lokalisationsquotient von 1,3 zeigt. Im IHK-Bezirk weisen nur die Stadt Dormagen und die Burggemeinde Brüggen einen größeren Industrieanteil an der Beschäftigung auf. Auch der Anteil am Mittleren Niederrhein im Schnitt ist geringer. Der Maschinenbau und die Herstellung von Nahrungs- und Futtermitteln sind in Kempen besonders stark vertreten. Im Maschinenbau sind in Kempen 810 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte tätig, also 5,9 Prozent der Gesamtbeschäftigten. In der Herstellung von Nahrungs- und Futtermitteln sind es 5,5 Prozent, der Anteil dieser Branche an der Gesamtbeschäftigung ist mehr als dreimal so hoch wie im Land. In der Herstellung von chemischen Erzeugnissen arbeiten 2,8 Prozent und in der Herstellung von Metallerzeugnissen 2,3 Prozent aller Beschäftigten. Weitere wichtige Industriebranchen in Kempen sind die Herstellung von Glas und Glaswaren, Keramik, Verarbeitung von Steinen und Erden, die Herstellung von sonstigen Waren und die Herstellung von Möbeln.
Knapp 7 Prozent der Beschäftigten arbeiten im Baugewerbe
Betrachtet man das Baugewerbe, in dem 6,9 Prozent aller sozialversicherungspflichtig Beschäftigten am Arbeitsort Kempen tätig sind, sieht man, dass es eine überdurchschnittliche Bedeutung verglichen zum Land NRW hat. Der Lokalisationsquotient liegt bei 1,3. Dabei ist das Wachstum der Branche in Kempen in den vergangenen zehn Jahren mit 10,5 Prozent deutlich schwächer als in NRW (23,1 Prozent) und im Kreis Viersen (32,9 Prozent). 869 der 956 sozialversicherungspflichtig Beschäftigten im Baugewerbe arbeiten in den vorbereitenden Baustellenarbeiten, Bauinstallationen und im sonstigen Ausbaugewerbe.

Handel in Kempen stärker vertreten als im Land
Im Handel insgesamt arbeiten knapp 2.300 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte in Kempen. Das sind 16,4 Prozent aller sozialversicherungspflichtig Beschäftigten. Der Lokalisationsquotient liegt bei 1,2, was auf eine überdurchschnittliche Bedeutung des Handels in Kempen im Vergleich zum Landesdurchschnitt hinweist. In den vergangenen zehn Jahren ist die Beschäftigung in dieser Branche in Kempen um 7,6 Prozent gestiegen. Damit liegt das Wachstum unter dem von Nordrhein-Westfalen (11,4 Prozent) und dem Kreis Viersen (12,2 Prozent).
Der Handel gliedert sich in drei Teilbereiche: Großhandel, Einzelhandel sowie Handel mit Kraftfahrzeugen. Der Großhandel ist in Kempen besonders stark vertreten – mit einem Lokalisationsquotienten von 1,7 liegt er deutlich über dem Landeswert. Im Jahr 2024 waren hier 1.191 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte tätig, was einem Anteil von rund 8,6 Prozent an allen Beschäftigten in Kempen entspricht. Die Beschäftigung in diesem Bereich ist in den letzten zehn Jahren um 8,1 Prozent gestiegen. Der Einzelhandel weist mit einem Lokalisationsquotienten von 0,8 eine unterdurchschnittliche Bedeutung auf. Die Beschäftigung ist in diesem Bereich rückläufig – seit 2014 um 16 Prozent. Der Bereich Handel mit Kraftfahrzeugen liegt mit einem Lokalisationsquotienten von 1,1 leicht über dem Landesdurchschnitt.
Verkehrswirtschaft mit unterdurchschnittlicher Bedeutung
In Kempen arbeiten 3,2 Prozent aller sozialversicherungspflichtig Beschäftigten im Bereich Verkehr und Lagerei. In den letzten zehn Jahren ist die Beschäftigung in der Verkehrs- und Lagerwirtschaft in Kempen um gut 16 Prozent gestiegen. Dennoch liegt dieses Wachstum unter der Entwicklung in Nordrhein-Westfalen (28,5 Prozent) und im Kreis Viersen (23,8 Prozent).
Auch Gastgewerbe überdurchschnittlich vertreten
Auch das Gastgewerbe ist in Kempen überdurchschnittlich stark vertreten. Der Lokalisationsquotient beträgt 1,2. Insgesamt sind in diesem Bereich 3,1 Prozent aller sozialversicherungspflichtig Beschäftigten tätig.
Weitere Dienstleistungsbranchen mit geringer Bedeutung
Die unternehmensnahen Dienstleistungen sind in Kempen insgesamt von geringerer Bedeutung als im Landesdurchschnitt. Lediglich der Bereich Information und Kommunikation liegt mit einem Lokalisationsquotienten von 1,1 über dem Landesdurchschnitt. Besonders hervorzuheben ist die Erbringung von freiberuflichen, wissenschaftlichen und technischen Dienstleistungen mit einem Wachstum von 58,4 Prozent seit 2014. Der Bereich Rechts- und Steuerberatung sowie Wirtschaftsprüfung stellt mit 319 sozialversicherungspflichtig Beschäftigten rund 2,3 Prozent der Beschäftigten in Kempen. Dennoch liegt der Lokalisationsquotient mit 1,4 deutlich über dem Landeswert.
Anders stellt sich die Situation bei der Erbringung von Finanz- und Versicherungsdienstleistungen sowie im Grundstücks- und Wohnungswesen dar. Die Finanz- und Versicherungsdienstleistungen machen 1 Prozent der Beschäftigten aus und sind mit einem Lokalisationsquotienten von 0,4 unterrepräsentiert. In den vergangenen zehn Jahren ist die Beschäftigung in diesem Bereich um 38,5 Prozent zurückgegangen. Im Grundstücks- und Wohnungswesen sieht es ähnlich aus: Die sozialversicherungspflichtig Beschäftigten machen in diesem Bereich 0,5 Prozent der Beschäftigten aus und sind mit einem Lokalisationsquotienten von 0,6 ebenfalls unterrepräsentiert. In den vergangenen zehn Jahren ist die Beschäftigung in diesem Bereich um 39,2 Prozent zurückgegangen. Im Land und im Kreis ist die Beschäftigung im gleichen Zeitraum gewachsen.
Die sonstigen wirtschaftlichen Dienstleistungen – dazu zählen unter anderem Vermietung von beweglichen Sachen und Arbeitsvermittlung, Gebäudebetreuung oder Reisebüros – haben einen Beschäftigungsanteil von 4,1 Prozent. Auch dieser Bereich ist im Vergleich zum Land unterdurchschnittlich vertreten (Lokalisationsquotient: 0,6).
Leicht unterdurchschnittliche Bedeutung des Sozialwesens
Im Gesundheits- und Sozialwesen arbeiten 14 Prozent aller sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in Kempen. Das sind insgesamt 1.937 Beschäftigte. Der Anteil ist damit etwas geringer als im Land (Lokalisationsquotient: 0,8). Das Wachstum der Branche in Kempen in den vergangenen zehn Jahren liegt mit 26,8 Prozent ungefähr auf dem Wachstumsniveau im Land (29,9 Prozent) und im Kreis (24,6 Prozent).
Die Bereiche Erziehung und Unterricht, Kunst, Unterhaltung und Erholung sowie die Erbringung von sonstigen Dienstleistungen sind verglichen zum Land unterdurchschnittlich vertreten (Lokalisationsquotienten von 0,4 bis 0,6). Die Beschäftigungsanteile variieren von 0,4 bis 1,9 Prozent und sind damit insgesamt von geringer Bedeutung.
1.3 Volkswirtschaftliche Kennzahlen im Vergleich
Die einzelnen Wirtschaftsstandorte stehen in einem stetigen Wettbewerb um Investoren, Unternehmen und damit auch um Arbeitsplätze. Anhand von regionalwirtschaftlich relevanten Indikatoren wird im folgenden Kapitel überprüft, welche Position die Stadt Kempen im Vergleich mit anderen Standorten einnimmt. Dabei wird Kempen zunächst mit Städten und Gemeinden in der Region Mittlerer Niederrhein verglichen, die ebenfalls 20.000 bis 50.000 Einwohner haben. Dies sind die Städte Jüchen, Kaarst, Korschenbroich, Nettetal und Tönisvorst. Zusätzlich werden die Durchschnittswerte von Nordrhein-Westfalen und des Kreises Viersen für die Einordnung der Werte herangezogen.
*Die Bundesagentur für Arbeit (BA) veröffentlicht keine Arbeitslosenquoten mit weniger als 15.000 zivilen Erwerbspersonen
Die Arbeitslosenquote lag in Kempen im Jahresdurchschnitt 2024 bei 4,7 Prozent, das entspricht rund 880 gemeldeten Arbeitslosen. Die Arbeitslosenquote ist damit deutlich niedriger als in NRW und niedriger als im Kreis Viersen. Von den weiteren untersuchten Kommunen liegt nur in Korschenbroich die Arbeitslosigkeit unter dem Kempener Wert. Seit 2014 ist die Arbeitslosenquote in Kempen deutlich gesunken. Der Rückgang ist größer als in den anderen Kommunen und auch in NRW beziehungsweise im Kreis Viersen.
Kaufkraft und Zentralität
Kaufkraftkennziffer je Einwohner 2025 und Zentralitätskennziffer 2025 / Deutschland = 100
Mit einem Wert von 108,3 liegt die einzelhandelsrelevante Kaufkraft in Kempen deutlich über dem bundesdeutschen Durchschnitt (100) und auch über dem Durchschnitt des Landes (98,4) und des Kreises (100,9). Von den Vergleichskommunen erreichen nur Kaarst und Korschenbroich höhere Werte. Dies deutet auf eine überdurchschnittlich hohe Kaufkraft der Kempener Bevölkerung hin, was grundsätzlich positive Voraussetzungen für den Einzelhandel und konsumnahe Dienstleistungen am Standort schafft.
Die Zentralitätskennziffer gibt an, wie viel der Kaufkraft im Ort selbst verbleibt, also vor Ort auch ausgegeben wird. Ein Wert größer als 100 zeigt dabei an, dass Kaufkraft aus anderen Kommunen in die jeweilige Kommune zufließt, ein Wert von unter 100 deutet auf einen Kaufkraftabfluss hin. Der Wert 97,1 in Kempen zeigt also an, dass ein Teil der Kaufkraft in umliegende Kommunen abfließt. Im Vergleich zu den Vergleichskommunen schneidet Kempen mit diesem Wert jedoch gut ab, was eindeutig auf die attraktive Innenstadt zurückzuführen ist.
Steuereinnahmekraft und Realsteueraufbringungskraft
Da im Hinblick auf eine Beurteilung der Steuereinnahmen und der Verschuldung weitere strukturelle Faktoren wichtig sind, um Kempen mit anderen Kommunen zu vergleichen, werden bei diesem Vergleich zusätzlich noch entsprechende Vergleichskommunen hinzugezogen, die durch eine Analyse des RWI – Leibniz-Instituts für Wirtschaftsforschung als Vergleichskommunen identifiziert worden sind. Diese ähneln Kempen zum Beispiel in Bezug auf ihre Größe und die Aufgabengebiete, die die Kommune erfüllen muss.
Die Steuereinnahmekraft in Kempen lag im Jahr 2024 bei 1.900 Euro je Einwohner. Sie ist damit höher als im Kreis Viersen sowie im Land NRW und liegt auch über dem Schnitt vergleichbarer Kommunen in der Region, aber unter dem Schnitt vergleichbarer Kommunen aus Nordrhein-Westfalen.
Die Realsteueraufbringungskraft der Gewerbesteuer je Einwohner in Kempen lag 2024 bei 915 Euro je Einwohner. Der Wert ist damit etwas geringer als in NRW und der Schnitt der Vergleichskommunen in NRW. Jedoch ist der Wert in Kempen höher als im Kreis Viersen und höher als der Schnitt der vergleichbaren Kommunen in der Region Mittlerer Niederrhein.
Die Steuereinnahmekraft hat sich in Kempen zwischen 2019 und 2024 um knapp 14 Prozent gesteigert. Im Kreis, im Land und in den Vergleichskommunen am Mittleren Niederrhein konnten insgesamt größere Steigerungen verzeichnet werden (23,9 und 25,1 beziehungsweise 19,4 Prozent). Die Realsteueraufbringungskraft der Gewerbesteuer je Einwohner ist in Kempen in der gleichen Zeit um rund 7 Prozent gewachsen. Im Land, im Kreis und in den Vergleichskommunen am Mittleren Niederrhein war die Entwicklung deutlich besser (32,4 und 32,3 beziehungsweise 21,5 Prozent).
Verschuldung
Die öffentliche Verschuldung lag in Kempen am 31. Dezember 2024 mit 2.751 Euro je Einwohner über der des Kreises sowie über den Durchschnitten der Vergleichskommunen im IHK-Bezirk und NRW. Die Bruttoverschuldung des Landes ist größer als in Kempen (4118 Euro je Einwohner). Die Kassenkredite im Kernhaushalt betragen 19 Euro je Einwohner. Damit liegt Kempen deutlich unter dem NRW-Schnitt, dem Schnitt im Kreis Viersen sowie dem Schnitt der Vergleichskommunen im IHK-Bezirk und in NRW.
Gewerbesteuerhebesatz
Der Gewerbesteuerhebesatz in Kempen entspricht mit 440 Punkten etwa dem Schnitt der Hebesätze vergleichbarer Kommunen und dem Schnitt im Kreis. Hierzu sei allerdings angemerkt, dass die Hebesätze in Nordrhein-Westfalen im Vergleich zu allen anderen Flächenländern überdurchschnittlich hoch sind.
2. Ergebnisse der Unternehmensbefragung
BefragungUm die Stärken und Potenziale des Wirtschaftsstandorts Kempen zu ermitteln, haben wir im Jahr 2025 eine Unternehmensbefragung durchgeführt, bei der knapp 120 Betriebe geantwortet haben. Die antwortenden Unternehmen repräsentieren dabei mit mehr als 3.300 Angestellten etwa 24 Prozent der (sozialversicherungspflichtig) Beschäftigten am Arbeitsort Kempen. Vertreten sind dabei Unternehmen aller Wirtschaftsbereiche.
Bei der Befragung bewerteten die Betriebe rund 40 Standortfaktoren unter zwei Gesichtspunkten: einmal hinsichtlich der Bedeutung (Wichtigkeit) für den eigenen Betrieb und einmal ihre Zufriedenheit mit dem jeweiligen Faktor. Die Bewertung wurde auf einer Schulnotenskala von 1 bis 6 vorgenommen, wobei 1 eine Bewertung von „sehr wichtig“ beziehungsweise „sehr zufrieden“ darstellt und 6 für „vollkommen unwichtig“ beziehungsweise „sehr unzufrieden“ steht.
Die Ergebnisse werden im Folgenden aufgegliedert in Kategorien:
- Harte Standortfaktoren
- Innerstädtische Standortfaktoren
- Kommunale Kosten und Leistungen
- Arbeitsmarktrelevante Standortfaktoren
Zur Einordnung der Ergebnisse werden die Zufriedenheitsbewertungen zusätzlich mit den Ergebnissen der vorherigen Standortbefragungen am Mittleren Niederrhein seit 2020 sowie mit den Ergebnissen der letzten Kempener Befragung im Jahr 2020 verglichen.
2.1 Kempen als Wirtschaftsstandort
Gesamtnote
-
2024
2,33
Gesamtnote für Kempen bei der aktuellen Befragung
-
2,69
Durchschnittsnote am Mittleren Niederrhein seit 2020
-
2020
2,25
Gesamtnote für Kempen bei der vergangenen Befragung
In der Befragung bewerteten die Unternehmerinnen und Unternehmer zunächst Kempen allgemein als Wirtschaftsstandort. Hierbei erhielt Kempen die Note 2,33. Bei den vergangenen IHK-Standortanalysen seit 2020 lag die Durchschnittsnote bei 2,69. Kempen schneidet also deutlich besser ab als der Durchschnitt der Wirtschaftsstandorte am Mittleren Niederrhein in den vergangenen Jahren, jedoch geringfügig schlechter als im Jahr 2020 (Note: 2,25).
Hierzu muss festgestellt werden, dass sich der Wirtschaftsstandort Deutschland insgesamt in einer strukturellen Krise befindet. Während konjunkturelle Effekte kaum Einfluss auf die kommunale Standortqualität haben, kann sich der Wirtschaftsstandort Kempen von der sich verschlechternden internationalen Wettbewerbsfähigkeit des Wirtschaftsstandorts Deutschland allerdings nicht abkoppeln. Dies hängt auch mit der Wirtschaftsstruktur zusammen. Deren Analyse hatte schließlich gezeigt, dass die Industrie am Standort überdurchschnittlich stark vertreten ist. Und gerade die Industrie ist auf internationale Wettbewerbsfähigkeit angewiesen.
Zufriedenheit nach Themenfeldern
auf einer Skala von 1 (sehr gut) bis 6 (ungenügend)
Kempen im Vergleich zum Durchschnitt im IHK-Bezirk Mittlerer Niederrhein
Schaut man auf die Bewertungen der Themenfelder, zeigt sich, dass sich die gute Gesamtzufriedenheit der Unternehmen auch dort widerspiegelt. Die verschiedenen Standortfaktoren werden insgesamt im Durchschnitt in Kempen mit der Note 3,06 bewertet. Das liegt ebenfalls unter der durchschnittlichen Bewertung am Mittleren Niederrhein in den vergangenen Jahren. Der Blick in die einzelnen Themenfelder zeigt, dass Kempen als Wirtschaftsstandort aus der Sicht der antwortenden Unternehmen lediglich bei den kommunalen Kosten und Leistungen schlechter als der Mittlere Niederrhein im Schnitt beurteilt wird. Die negative Bewertungsdifferenz zum Mittleren Niederrhein liegt bei 0,14 Prozentpunkten. Die drei anderen Themenfelder schneiden besser ab – die Innenstadtfaktoren sogar knapp eine halbe Note.
Nichtsdestotrotz lohnt ein Blick in die Einzelbewertungen, um zu sehen, welche Standortfaktoren besonders für gute oder schlechte Bewertungen in den Themenbereichen verantwortlich und in welchen Bereichen in Kempen Entwicklungspotenziale zu finden sind.
Die folgende Aufzählung gibt zunächst einen Überblick über die zehn insgesamt wichtigsten Standortfaktoren aller Themenfelder aus Sicht der Unternehmerinnen und Unternehmer in Kempen. Der insgesamt wichtigste Faktor ist die Informations- und Kommunikationsinfrastruktur. Zusammen mit der Höhe des Gewerbesteuerhebesatzes und der öffentlichen Gebühren gehört er zu den Top-3-Faktoren. Des Weiteren spielen auch die Verkehrsanbindung an das Straßen- und Autobahnnetz, die Höhe des Grundsteuerhebesatzes, die Kommunikation mit der Kommunalverwaltung, ein gutes Wohnumfeld für die Mitarbeitenden, die Energiekosten, der Zustand der überörtlichen Straßeninfrastruktur und die Möglichkeit zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf eine wichtige Rolle für die Kempener Unternehmerinnen und Unternehmer.
Die 10 wichtigsten Standortfaktoren
- Informations- und Kommunikationsinfrastruktur (Internet etc.)
- Höhe des Gewerbesteuerhebesatzes
- Höhe öffentlicher Gebühren
- Verkehrsanbindung an das Straßen- und Autobahnnetz
- Höhe des Grundsteuerhebesatzes
- Kommunikation mit der Kommunalverwaltung
- Gutes Wohnumfeld für Mitarbeitende
- Energiekosten
- Zustand der überörtlichen Straßeninfrastruktur (Landstraßen, Autobahnen)
- Möglichkeiten zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf (Angebot Kinderbetreuung in Kitas, OGS, Pflege von Angehörigen etc.)
2.2 Bewertungen im Detail
Im Folgenden werden die einzelnen Standortfaktoren in den Themenfeldern im Hinblick auf ihre Bedeutung und die durch die Unternehmen gegebene Zufriedenheitsbewertung untersucht.
Die Abweichung der Zufriedenheitsbewertung zum Mittleren Niederrhein wird anhand der Bewertungslücke (Differenz zwischen Note in Kempen und dem Schnitt des Mittleren Niederrheins in den vergangenen fünf Jahren) gekennzeichnet. Eine große negative Lücke zeigt dabei an, dass die Bewertung in Kempen schlechter ist als am Mittleren Niederrhein.
Da ein besonderes Augenmerkt all jenen Faktoren gelten sollte, die von den Kempener Unternehmerinnen und Unternehmern als wichtig angesehen werden, werden die Faktoren in den Abbildungen absteigend nach ihrer Wertigkeit dargestellt.
Um auch die individuelle Entwicklung des Standorts zu berücksichtigen, werden die Zufriedenheitsbewertungen der aktuellen Umfrage in Kempen mit den Ergebnissen aus der letzten Befragung im Jahr 2020 verglichen.
2.2.1 Harte Standortfaktoren
Bewertung der harten Standortfaktoren (Teil 1)*
-
3,01
Informations- und Kommunikationsinfrastruktur (Internet etc.)
-
1,88
Verkehrsanbindung an das Straßen- und Autobahnnetz
-
2,41
Zustand der überörtlichen Straßeninfrastruktur (Landstraßen, Autobahnen)
-
2,58
Nähe zu wichtigen Kunden
-
3,64
Energiekosten
-
2,93
Möglichkeiten für nachhaltiges Wirtschaften am Standort
-
3,83
Miet- und Pachtpreise
-
2,75
Angebot an unternehmensnahen Dienstleistern
*Die Note stellt den Durchschnitt aus allen Zufriedenheitsbewertungen der Unternehmen dar. Die Bewertung wurde auf einer Schulnotenskala von 1 bis 6 vorgenommen, wobei 1 eine Bewertung von „sehr zufrieden“ darstellt und 6 für „sehr unzufrieden“ steht.
**2020 nicht abgefragt
Bewertung der harten Standortfaktoren (Teil 2)*
-
4,07
Wohnungsangebot
-
2,37
Image und Bekanntheitsgrad des Standorts
-
3,81
Grundstückspreise
-
3,12
Verkehrsanbindung an den ÖPNV
-
3,55
Ladeinfrastruktur für E-Fahrzeuge
-
2,82
Verkehrsanbindung an den Luftverkehr
-
3,37
Verkehrsanbindung an die Schienenwege
*Die Note stellt den Durchschnitt aus allen Zufriedenheitsbewertungen der Unternehmen dar. Die Bewertung wurde auf einer Schulnotenskala von 1 bis 6 vorgenommen, wobei 1 eine Bewertung von „sehr zufrieden“ darstellt und 6 für „sehr unzufrieden“ steht.
Informations- und Kommunikationsinfrastruktur (IuK) verbessert
Der wichtigste Standortfaktor in diesem Themenfeld (sowie der wichtigste aller Faktoren in der Umfrage) ist die IuK. Sie umfasst sowohl die Breitbandinfrastruktur als auch den Mobilfunkempfang und erhält von den Unternehmen in Kempen die Note 3,01. Das ist leicht besser als am Mittleren Niederrhein im Schnitt. Zu betonen ist hier zusätzlich, dass sich die Bewertung dieses Faktors trotz erheblich gestiegener Anforderungen seit der letzten Umfrage verbessert hat (0,46 Prozentpunkte), was auf Fortschritte im Ausbau digitaler Infrastrukturen hinweist. Besonders in der Breitbandversorgung hat die Stadt aufgeholt. 2020 hatten noch 26,6 Prozent der negativen Bewertungen (Vier oder schlechter) ihre Ursache in der Breitbandversorgung, bei der aktuellen Umfrage nur noch 17 Prozent. Nun gilt es jedoch, beim Mobilfunknetz nachzurüsten. Das Mobilfunknetz ist nun doppelt so häufig Ursache für eine schlechte Bewertung wie noch 2020.
Gute Note für die Verkehrsinfrastruktur
Der zweitwichtigste Faktor in diesem Themenfeld ist gleichzeitig auch der Faktor mit der besten Bewertung der gesamten Umfrage. Mit der guten Note 1,88 wird die Verkehrsanbindung an das Straßen- und Autobahnnetz besser bewertet als am Mittleren Niederrhein (2,02) und geringfügig besser als im Jahr 2020 in Kempen (1,91). Ebenfalls gut bewerten die Unternehmen den Zustand der überörtlichen Straßeninfrastruktur. Mit einer Bewertung von 2,41 fällt dieser Faktor besser aus als im IHK-Schnitt (2,66), gegenüber der Vorumfrage ist aber keine relevante Veränderung zu verzeichnen.
Nähe zu wichtigen Kunden durchschnittlich bewertet
Die Nähe zu wichtigen Kunden erhält die Note 2,58 und ist damit deutlich besser bewertet als im Schnitt am Mittleren Niederrhein (2,77). Die Verbesserung um 0,19 Prozentpunkte im Vergleich zu 2020 deutet auf eine bessere regionale Wirtschaftsverflechtung hin. Das Angebot an unternehmensnahen Dienstleistern (2,75) und der Faktor Image und Bekanntheitsgrad des Standorts (2,37) erhalten überdurchschnittliche Bewertungen. Der zuletzt genannte Faktor hat sich seit 2020 um 0,14 Prozentpunkte verbessern können. Kempen hat als attraktive Einkaufsstadt am gesamten Niederrhein einen guten Namen.
Energiekosten werden kritisch bewertet
Ein weiterer wichtiger Faktor für die Unternehmen sind die Energiekosten. Sie werden mit 3,64 bewertet. Diese Bewertung liegt im Schnitt der Region, aber die Verschlechterung von 0,43 Prozentpunkten seit 2020 spiegelt die Energiepreisproblematik wider, wie sie auch den Rest der Wirtschaft in Deutschland und in der Region betrifft.
Nachhaltige Faktoren in Kempen gut bewertet
Der Faktor Möglichkeiten für nachhaltiges Wirtschaften am Standort wird erst seit 2021 erhoben, gehört jedoch aus Sicht der Kempener Unternehmen bereits zu den wichtigeren der harten Standortfaktoren. Das nachhaltige Wirtschaften am Standort erhält eine 2,93, was besser ist als am Mittleren Niederrhein (3,10). Die Ladeinfrastruktur für E-Fahrzeuge, wenngleich ein weniger bedeutsamer Faktor, erhält mit 3,55 eine Note, die deutlich über dem Schnitt des restlichen IHK-Bezirks (3,95) liegt.
Wohnungsangebot unterdurchschnittlich bewertet
Das Wohnungsangebot wird mit 4,07 bewertet – die schwächste Bewertung im gesamten Themenfeld. Die Unternehmen sehen hier deutlichen Verbesserungsbedarf, insbesondere vor dem Hintergrund des zunehmenden Fachkräftewettbewerbs. Auch die Miet- und Pachtpreise schneiden mit 3,83 unterdurchschnittlich ab. Beide Faktoren werden deutlich schlechter bewertet als in der Region im Schnitt. Die Grundstückspreise werden mit der Note 3,81 bewertet, konnten sich aber seit 2020 um 0,19 Prozentpunkte verbessern.
Überdurchschnittliche Bewertung des ÖPNV
Die Anbindung an den ÖPNV wird mit der Note 3,12 bewertet – und damit besser als im Durchschnitt am Mittleren Niederrhein (3,37). Dennoch steckt auch in diesem Faktor Potenzial, denn gerade für die Gewinnung von Fachkräften und vor allem Auszubildenden dürfte eine gute ÖPNV-Erreichbarkeit perspektivisch ein immer bedeutenderer Standortfaktor werden. Die Anbindung an den Luftverkehr (2,82) und die Schienenwege (3,37) wird durchschnittlich bewertet. Von den drei genannten Faktoren haben vor allem die letzten beiden die geringste Bedeutung für die Kempener Unternehmen. Dennoch sind sie für einzelne, größere und global tätige Unternehmen bedeutsam und damit ein wichtiger Standortfaktor.
2.2.2 Innerstädtische Standortfaktoren
Bewertung der innerstädtischen Standortfaktoren*
-
2,08
Sicherheit im Stadtzentrum
-
3,15
Parkplatzangebot
-
2,44
Einkaufsmöglichkeiten / Branchenmix
-
2,03
Stadtbild / Ortsbild
-
2,57
Zustand des innerstädtischen Straßennetzes
-
2,53
Innerstädtische Verkehrsverhältnisse
-
3,19
Höhe der Parkgebühren
-
2,52
Naherholungs- und Freizeitangebot
-
2,30
Kulturelles Angebot
* Die Note stellt den Durchschnitt aus allen Zufriedenheitsbewertungen der Unternehmen dar. Die Bewertung wurde auf einer Schulnotenskala von 1 bis 6 vorgenommen, wobei 1 eine Bewertung von „sehr zufrieden“ darstellt und 6 für „sehr unzufrieden“ steht.
Sicherheit im Stadtzentrum als wichtigster Innenstadtfaktor
Die Bewertung der innerstädtischen Standortfaktoren fällt in Kempen im Vergleich zur Region ausgesprochen positiv aus. Die attraktive Innenstadt ist – trotz einiger Herausforderungen – immer noch eine echte Visitenkarte für den Wirtschaftsstandort. Die Sicherheit im Stadtzentrum wird mit der Note 2,08 beurteilt – dies ist ein deutlich besserer Wert als im Durchschnitt der Vergleichskommunen am Mittleren Niederrhein (2,82).
Parkgebühren negativ bewertet
Verbesserungspotenzial besteht beim Parkplatzangebot und den Parkgebühren. Das Angebot wird mit 3,15 nur durchschnittlich, die Höhe der Parkgebühren mit 3,19 kritisch bewertet. Hier besteht eine negative Bewertungslücke von 0,45 Prozentpunkten zur Region. Die Kritik dürfte sich vor allem auf zentrale Lagen beziehen, in denen für eine kreisangehörige Stadt verhältnismäßig hohe Gebühren gelten.
Einkaufsmöglichkeiten in Kempen besser bewertet als am Mittleren Niederrhein
Die Einkaufsmöglichkeiten und der Branchenmix werden mit 2,44 bewertet – ebenfalls deutlich besser als der regionale Schnitt von 3,11. Auch das Stadtbild erhält mit 2,03 eine sehr gute Bewertung. Das ist mehr als eine ganze Note besser als der Durchschnitt im IHK-Bezirk (3,11) und zeigt, dass das Erscheinungsbild Kempens als Standortvorteil wahrgenommen wird. Dennoch haben sich beide Faktoren seit der Vorumfrage verschlechtert, dem gilt es entgegenzuwirken.
Innerstädtische Verkehrsinfrastruktur positiv bewertet
Die innerstädtische Verkehrsinfrastruktur wird in Kempen insgesamt positiv beurteilt. Der Zustand des innerstädtischen Straßennetzes wird mit 2,57 bewertet, im IHK-Bezirk mit 3,10. Ebenso schneiden die innerstädtischen Verkehrsverhältnisse mit 2,53 im Vergleich zu 3,04 in der Region gut ab. Beide Faktoren wurde 2020 nahezu identisch bewertet.
Freizeitangebot schlechter bewertet als 2020
Das Freizeit- und Naherholungsangebot erhält die Note 2,52, ebenfalls besser als im regionalen Schnitt (2,88). Auch das kulturelle Angebot wird in Kempen mit 2,30 ausgesprochen gut bewertet – die Abweichung zur Region beträgt 0,89 Prozentpunkte. Dennoch: Im Vergleich zur Vorbefragung haben sich die Bewertungen beider Faktoren etwas verschlechtert.
Insgesamt zeigen die Ergebnisse: Kempen profitiert von einer funktionierenden Innenstadtstruktur, einem attraktiven Erscheinungsbild und einem vielfältigen Freizeitangebot – allesamt Standortfaktoren, die im Wettbewerb um Fachkräfte und Investitionen eine bedeutende Rolle spielen.
2.2.3 Kommunale Kosten und Leistungen
Bewertung der kommunalen Kosten und Leistungen*
-
3,65
Höhe des Gewerbesteuerhebesatzes
-
3,69
Höhe öffentlicher Gebühren
-
3,90
Digitalisierungsgrad der Kommunalverwaltung
-
3,69
Höhe des Grundsteuerhebesatzes
-
3,26
Kommunikation mit der Stadtverwaltung
-
3,45
Bestandspflege ortsansässiger Betriebe
-
3,75
Behördliche Reaktionszeiten
-
3,30
Personelle Ausstattung der Wirtschaftsförderung
-
3,44
Erreichbarkeit / Öffnungszeiten der Behörden
-
3,24
Service und (Netzwerk-)Angebote der Wirtschaftsförderung
-
3,86
Dauer von Plan- und Genehmigungsverfahren
* Die Note stellt den Durchschnitt aus allen Zufriedenheitsbewertungen der Unternehmen dar. Die Bewertung wurde auf einer Schulnotenskala von 1 bis 6 vorgenommen, wobei 1 eine Bewertung von „sehr zufrieden“ darstellt und 6 für „sehr unzufrieden“ steht.
Kritische Bewertung von kommunalen Kosten
Die kommunalen Kosten und Leistungen werden insgesamt kritisch bewertet. In dem Themenfeld ist die Höhe des Gewerbesteuerhebesatzes der wichtigste Faktor für die Betriebe. Er erhält mit 3,65 eine Bewertung, die zwar leicht besser ausfällt als im Durchschnitt des IHK-Bezirks (3,68), jedoch schlechter ist als noch 2020. Kempen liegt allerding mit einem Gewerbesteuerhebesatz von 440 Punkten unter dem durchschnittlichen Hebesatz am Mittleren Niederrhein (465 Punkte) und im Kreis Viersen (445 Punkte). Die gesamte Region ist ein steuerteurer Standort. Dennoch liegt Kempen auch bundesweit ungefähr auf der Höhe des durchschnittlichen Hebesatzes (circa 437 Punkte). Zwar wurde der Hebesatz nicht erhöht: Allerdings gehörte Kempen in den vergangenen Jahren immer zu den TOP-3-Kommunen im Kreis mit der höchsten Gewerbesteuerkraft. Die Kempener Unternehmen erwarten angesichts des schwierigen internationalen Umfelds eine Entlastung.
Auch die Höhe der öffentlichen Gebühren wird mit 3,69 als eher unzureichend eingeschätzt – hier zeigt sich eine leicht schlechtere Bewertung als im regionalen Vergleich (3,58) sowie eine deutliche Verschlechterung gegenüber der letzten Umfrage (3,24). Kempen erhebt einen einheitlichen Grundsteuerhebesatz.
Die Höhe des Grundsteuerhebesatzes wird mit 3,69 ähnlich kritisch beurteilt, auch hier fällt die Bewertung schwächer aus als noch im Jahr 2020.
Kritische Bewertung für die kommunalen Leistungen
Verbesserungspotenziale gibt es bei den kommunalen Leistungen beim Digitalisierungsgrad der Verwaltung. Der erhält mit der Note 3,90 eine deutlich schlechtere Bewertung als im IHK-Bezirk im Schnitt. Bei der behördlichen Reaktionszeit verhält es sich mit der Note 3,75 ähnlich. Die Kommunikation mit der Kommunalverwaltung (3,26) erhält eine Bewertung wie die restliche Region im Schnitt. Die behördliche Reaktionszeit hat sich im Vergleich zur vergangenen Umfrage deutlich verschlechtert. Die beiden anderen Faktoren werden erst seit 2021 erhoben und haben deshalb keine Referenzwerte aus dem Jahr 2020 in Kempen.
Die Erreichbarkeit beziehungsweise die Öffnungszeiten der Behörden schneiden mit 3,44 ebenfalls schlechter ab als der Schnitt am Mittleren Niederrhein und verzeichnen eine Verschlechterung von 0,51 Prozentpunkten seit 2020. Stark verbessert hat sich seit 2020 die Dauer von Plan- und Genehmigungsverfahren (3,86), auch wenn die Bewertung selbst noch Verbesserungspotenziale aufzeigt.
Angebote der Wirtschaftsförderung erhalten Note 3,2
Die Bestandspflege der ortsansässigen Betriebe (3,45) sowie die Service- und (Netzwerk-)Angebote der Wirtschaftsförderung (3,24) werden derzeit etwa wie die Region im Schnitt bewertet. Zudem hat die Bestandspflege der ortsansässigen Betriebe im Vergleich zur Vorumfrage eine bessere Bewertung erhalten. Die personelle Ausstattung der Wirtschaftsförderung wird kritischer bewertet als 2020.
Dabei sollte berücksichtigt werden, dass die Wirtschaftsförderung damals gerade erst eingerichtet wurde und seitdem nur mit einer Stelle besetzt ist. In anderen Kommunen vergleichbarer Größe oder sogar kleineren Kommunen im IHK-Bezirk setzen die Verwaltungen häufig auf ein größeres Team für diesen Aufgabenbereich – oft mit positiven Effekten.
2.2.4 Arbeitsmarktrelevante Standortfaktoren
Bewertung der arbeitsmarktrelevanten Standortfaktoren*
-
2,59
Gutes Wohnumfeld für Mitarbeitende
-
2,75
Möglichkeiten zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf
-
2,93
Weiterbildungsangebot
-
3,06
Lernqualität an den allgemeinbildenden Schulen
-
2,76
Angebot an (Fach)Hochschulen im Umkreis
-
3,03
Lernqualität an den Berufsschulen
-
2,73
Zusammenarbeit: Betriebe – Schulen
-
3,42
Lokale Verfügbarkeit von Arbeitskräften
-
3,12
Qualifikation der lokalen Arbeitskräfte
* Die Note stellt den Durchschnitt aus allen Zufriedenheitsbewertungen der Unternehmen dar. Die Bewertung wurde auf einer Schulnotenskala von 1 bis 6 vorgenommen, wobei 1 eine Bewertung von „sehr zufrieden“ darstellt und 6 für „sehr unzufrieden“ steht.
Gutes Wohnumfeld für die Mitarbeitenden besonders wichtig
In dem Themenfeld der arbeitsmarktrelevanten Standortfaktoren geht es vor allem um jene Faktoren, die die Bildung, Bindung und Akquise von Fachkräften beeinflussen. Am wichtigsten ist den Kempener Unternehmen hierbei, dass der Standort ihren Mitarbeitenden ein gutes Wohnumfeld bietet. Dieser Faktor wird mit der Note 2,59 positiv bewertet. Kempen schneidet klar besser ab als die Region im Durchschnitt (2,85). 2020 wurde der Faktor noch nicht erhoben. Auch die Vereinbarkeit von Familie und Beruf erreicht mit 2,75 eine gute Bewertung, deutlich besser als der regionale Durchschnitt von 3,06 und mit spürbarer Verbesserung gegenüber der letzten Umfrage (0,3 Prozentpunkte).
Gute Noten für die Zusammenarbeit von Betrieben und Schulen
Auch das Angebot an Weiterbildungen und Hochschulen sowie die Lernqualität an den Schulen hat für die Unternehmen einen hohen Stellenwert. Das Weiterbildungsangebot liegt mit der Bewertung 2,93 vor dem Schnitt der Region (3,12) und konnte seit 2020 eine Verbesserung erzielen. Die Lernqualität an allgemeinbildenden Schulen wird mit 3,06 und die an Berufsschulen mit 3,03 jeweils leicht besser bewertet als im IHK-Schnitt. In beiden Fällen ist das Niveau seit 2020 stabil geblieben. Die Zusammenarbeit zwischen Schulen und Betrieben wird mit 2,73 mehr als eine halbe Note besser bewertet als am Mittleren Niederrhein im Schnitt (3,27), und zeigt eine starke Verbesserung seit der vergangenen Umfrage (0,4 Prozentpunkte).
Die lokale Verfügbarkeit der Fachkräfte sowie deren Qualifikation werden mit der Note 3,42 beziehungsweise 3,12 bewertet – auch hier hebt sich Kempen deutlich vom regionalen Durchschnitt ab. Während die Verfügbarkeit von Arbeitskräften auf dem Niveau von 2020 liegt, hat sich die Qualifikation deutlich verbessert (0,3 Prozentpunkte).
3. Handlungsempfehlungen
FazitDie IHK-Standortanalyse für die Stadt Kempen offenbart viele erfreuliche Daten. Die Beschäftigung wächst und zeigt eine robuste wirtschaftliche Basis, die sich vor allem in der industriellen Prägung des Standorts widerspiegelt. Knapp ein Drittel der Beschäftigten arbeitet im Produzierenden Gewerbe – ein überdurchschnittlich hoher Anteil im Vergleich zu vielen anderen Kommunen am Mittleren Niederrhein. Die Arbeitslosigkeit ist gering und die Kaufkraft überdurchschnittlich hoch.
Die finanziellen Herausforderungen für die Städte und Gemeinden werden in den kommenden Jahren steigen. Die Transformation wird Geld kosten. Insofern wird es von großer Bedeutung sein, steuerstarke Unternehmen an den Standort zu binden, um mehr finanzielle Möglichkeiten zu haben. Die Ergebnisse der Standortanalyse haben gezeigt, dass die Unternehmen in Kempen zufrieden sind mit der Standortqualität. Die Erreichbarkeit wird gut bewertet, die Informations- und Kommunikationsinfrastruktur erhält eine bessere Bewertung als in der Vorumfrage, und mit dem Themenfeld Innenstadt kann die Stadt Kempen in vielfacher Hinsicht punkten – zum Beispiel beim Stadtbild, bei der Sicherheit im Stadtzentrum oder beim kulturellen Angebot. Eine kritische Bewertung erfährt der Standort insbesondere bei den kommunalen Kosten und Leistungen.
Um die Attraktivität des Standorts Kempen zu erhöhen, möchten wir mit der IHK-Standortanalyse zu folgenden Verbesserungspunkten anregen:
Kommunale Kosten und Leistungen
Wettbewerbsfähige Grund- und Gewerbesteuerhebesätze
Die Stadt Kempen hat weiterhin einen für die Region unterdurchschnittlichen Gewerbesteuerhebesatz. Auch im NRW-Vergleich ist der Hebesatz eher niedrig. Aber: Im bundesweiten Vergleich hat NRW außerordentlich hohe Hebesätze. Ein hoher Hebesatz hindert steuerstarke Unternehmen daran, sich am Standort anzusiedeln. Deswegen sollte – wenn es die Lage zulässt – eine Senkung des Gewerbesteuerhebesatzes erwogen werden. Beim Grundsteuerhebesatz hat Kempen das Modell eines einheitlichen Hebesatzes gewählt. Das sollte beibehalten werden. Bei differenzierten Grundsteuerhebesätzen werden Nichtwohngebäude höher besteuert als Wohngebäude. Damit müsste die Wirtschaft – gemessen am Grundstückswert – höhere Grundsteuern zahlen.
RAL Gütezeichen Mittelstandsorientierte Kommunalverwaltung – Zertifizierung erwerben und dauerhaft sichern
Die Rückmeldungen der Unternehmen zur Kommunalverwaltung in Kempen sind kritisch. Wir empfehlen der Gemeinde, Mitglied der Gütegemeinschaft Mittelstandsorientierte Kommunalverwaltungen e.V. zu werden und das Zertifikat der „Mittelstandsorientierten Kommunalverwaltung“ zu erwerben. Entsprechende vorbereitende Beschlüsse im Stadtrat wurden auch bereits im Jahr 2024 getroffen. Der Zertifizierungsprozess zeigt auf, an welchen Stellen möglicherweise noch Verbesserungsbedarf bei den wichtigsten Prozessen mit Unternehmen besteht. Das Zertifikat ist ein gutes Signal nach außen, das zeigt, dass die Kommune wirtschaftsfreundlich arbeitet. Bis zum Ende des Jahres 2026 sollte das Zertifikat erworben werden.
Personelle und finanzielle Ausstattung in wirtschaftsnahen Bereichen sicherstellen
In allen wirtschaftsnahen Bereichen der Kempener Verwaltung sollte die personelle Ausstattung sichergestellt werden. Die Bereiche müssen personell quantitativ und qualitativ gut besetzt sein, um die anstehenden Herausforderungen zu bewältigen.

Starke Wirtschaftsförderung notwendig
Die Wirtschaftsförderung sollte über ausreichende finanzielle und personelle Ressourcen verfügen. In Kempen ist die Wirtschaftsförderung – im Vergleich zu Wirtschaftsstandorten ähnlicher Größe – mit einer Stelle unterbesetzt. Das zeigt sich in der Bewertung der kommunalen Leistungen. Zum Beispiel empfiehlt sich der Einsatz eines Gewerbeflächenmanagers.
Kempen gehört zu den gewerbesteuerstärksten Kommunen im Kreis Viersen und ist schließlich sowohl Industriestandort als auch ein attraktiver Handelsstandort. Die Wirtschaftsförderung ist zwar haushaltstechnisch eine freiwillige Leistung, aber es sind insbesondere die Unternehmen, die durch Gewerbesteuerzahlungen und Arbeitsplätze für die finanzielle Stabilität einer Kommune sorgen. Dabei sollte eine Hauptaufgabe immer sein, dass die Mitarbeitenden die Brücke zwischen der Wirtschaft und weiteren Einheiten der Kommunalverwaltung sind.
Die Wirtschaftsförderung sollte das Angebot vorhalten, Unternehmen mit einem Anliegen, das auch andere Ämter betrifft, innerhalb der Verwaltung zu vermitteln – im Sinne einer One-Stop-Agency. Das führt dazu, dass Unternehmerinnen und Unternehmer nur einen Ansprechpartner haben. Die Wirtschaftsförderung sollte die Unternehmen auf dieses Angebot aufmerksam machen (beispielsweise auf ihrer Website, bei Unternehmensbesuchen, Unternehmerfrühstücken etc.). Die aktuellen Formate der Bestandspflege sollten beibehalten werden.
Haushaltskonsolidierung durch Aufgabenkritik
Die Haushaltslage der Stadt Kempen bleibt herausfordernd. Die Probleme der Kommunen werden in den kommenden Jahren zunehmen. An einer Haushaltskonsolidierung führt kein Weg vorbei. Mit Blick auf die zu erwartenden Finanzierungsprobleme müssen Städte und Gemeinden insbesondere ihre Ausgaben reduzieren. So sollten sie weiterhin eine Aufgabenkritik betreiben und bei ihren Pflichtausgaben die Standards überprüfen.
Dies sollte allerdings nicht zu einem undifferenzierten Personalabbau führen. Ausreichend personelle Ressourcen sollten vor allem auch in den Bereichen der Stadtverwaltung vorhanden sein, die für die Qualität des Wirtschaftsstandorts wichtig sind. Dadurch lassen sich Gewerbesteuererträge generieren. Wird die Wirtschaft vor Ort gestärkt, lassen sich langfristig auch freiwillige Ausgaben besser finanzieren. Klar ist auch: Die Ausweisung von weiteren Gewerbeflächen ist perspektivisch die beste Haushaltspolitik.
Harte Standortfaktoren
Gewerbeflächenangebot aufstocken
Kempen ist ein erfolgreicher Wirtschaftsstandort, aber das Beschäftigungswachstum ist zuletzt deutlich flacher verlaufen als noch vor einigen Jahren. Daher empfiehlt es sich, neue Unternehmen am Standort anzusiedeln. Im Regionalplan Düsseldorf sind 15 Hektar Potenzialflächen nördlich des Kempener Außenrings dargestellt. Um die Flächennachfrage der Wirtschaft bedienen zu können, sollten diese Flächen zeitnah in verbindliches Baurecht umgesetzt und Flächen perspektivisch angekauft werden.
Erfolgreiche Trennung von Gewerbe und Wohnen fortführen
Die Kempener Planungsstrategie fußt auf einer Trennung der Gewerbe- und Wohngebiete. Konflikte zwischen Unternehmen und der Wohnbevölkerung wurden so vermieden. Diese Strategie muss fortgeführt werden. Aufgegebene Gewerbegrundstücke müssen für eine gewerbliche Reaktivierung reserviert werden.
Gewerbeflächenmanager einsetzen – Klimaneutralität der Gewerbegebiete vorantreiben
Eine aktive Gewerbeflächenpolitik ist unverzichtbar. Die Kommunen sollten daher in Ergänzung zu den kommunalen Wirtschaftsförderungen einen speziellen Manager für Gewerbegebiete engagieren. Dieser sollte, analog zum Klimaschutzmanager, die involvierten Fachbereiche bei der Neuplanung und Umplanung von Gewerbegebieten, bei Grundstücksverhandlungen, bei gewerblichen, industriellen Reaktivierungs- und Nachverdichtungsprojekten sowie bei der Transformation der Gebiete in Richtung Klimaneutralität unterstützen. Ein gewachsenes Gewerbegebiet klimaneutral aufzustellen – das kann schließlich nur gelingen, wenn die ansässigen Betriebe, der Versorger und die Verwaltung an einem Strang ziehen.
Damit dies für das Kempener Gewerbegebiet „Industriering Ost / Am Selder“ gelingt, haben die Stadt, die Stadtwerke, der Unternehmerkreis Kempen sowie die IHK eine entsprechende Absichtserklärung unterzeichnet. Dieser Vereinbarung vorangegangen war eine gemeinsam von Stadt und IHK initiierte Machbarkeitsstudie. Ein wichtiger Baustein für einen gemeinsamen und abgestimmten Weg zur Klimaneutralität besteht darin, dass es einen „Kümmerer“ gibt, der das Thema vorantreibt und bei dem die Fäden zusammenlaufen.
Leistungsfähiger ÖPNV
Der ÖPNV wird grundsätzlich positiv bewertet. Ein leistungsfähiges ÖPNV-Angebot kann die Infrastruktur entlasten, wenn es bezüglich Taktung, Sicherheit, Sauberkeit und auch bezogen auf die Anbindung zwischen Stadt und ländlichem Umland eine attraktive Alternative darstellt. In Kempen stellt insbesondere die Verbindung nach Viersen eine Herausforderung dar. Zudem ist die Zuverlässigkeit des RE 10 aus Düsseldorf sehr gering. Die Prüfung von On-Demand-Verkehren sollte überprüft werden. Der Taxibus sollte besser beworben werden.
Flächendeckender Breitbandausbau und leistungsfähige Mobilfunknetze
Eine leistungsstarke digitale Infrastruktur ist Voraussetzung für eine erfolgreiche Umsetzung der digitalen Transformation sowie für die Entwicklung KI-gestützter Geschäftsmodelle. Für Unternehmen ist sie Grundlage für eine reibungslose Abwicklung ihrer Geschäfte. Bedeutende Voraussetzung für Zukunftstechnologien ist das leistungsfähige Mobilfunknetz. Gewerbe- und Industriestandorte sollten beim Ausbau mit Priorität behandelt werden. Die Rückmeldungen aus Kempen zum Glasfaserausbau waren in der Umfrage positiv. Dennoch sollte dieses Thema weiterhin vorangetrieben werden.
Grenznähe leben
Die aktuellen Grenzkontrollen zeigen, dass die Idee der europäischen Integration (und damit auch die offenen Grenzen und die grenzüberschreitende Zusammenarbeit) keineswegs selbstverständlich ist, sondern durch Kooperationen stetig aufrechterhalten werden muss. Diese Kooperationen beginnen bei den Kommunen. Deshalb ermuntern wir die Städte und Gemeinden am Mittleren Niederrhein weiterhin, wirtschaftsbezogen Kooperationen – insbesondere mit niederländischen Nachbarn – einzugehen.
Den Ausbau der Windenergie kosteneffizient und synchronisiert vorantreiben
Der Ausbau der Windenergie sollte unter Berücksichtigung der steigenden Netzbelastung weiter forciert und stärker mit dem Ausbau von begleitenden Energieinfrastrukturen wie Netzen oder Speichern synchronisiert werden. Um den Ausbau der Windenergie voranzutreiben, sollte geprüft werden, ob die fünf Anlagen an der Grenze zu Krefeld mit Leistungen zwischen 0,8 und 2 MW repowert werden können. Zudem sollte geprüft werden, ob die geringen Potenziale im FNP sowie aus der Flächenanalyse Windenergie des LANUK gehoben werden können.
Innenstadtfaktoren
Erlebnisse schaffen – privates Engagement fördern – Bürokratie verringern
Eine Aufwertung wird der Handel vor allem dann erhalten, wenn Erlebnisse in der Innenstadt geschaffen werden – zum Beispiel in Form von Veranstaltungen. Dafür ist Kempen ein Best-Practice-Beispiel in der Region, etwa mit dem Feierabendmarkt oder der Organisation der Kirmes. Das Stadtmarketing sollte weiter den Fokus auf Aktivitäten in der Innenstadt legen. Auf der anderen Seite sollte privates Engagement (weiterhin) gefördert werden. Bei privat organisierten Veranstaltungen, die zur Aufwertung des Standorts beitragen, sollte die Bürokratie – so gut es geht – verringert werden. Die Kommunen sollten mit den Organisatoren partnerschaftlich zusammenarbeiten. Während bei vielen Themen die Zusammenarbeit mit der Stadtverwaltung gelobt wird, erwarten die Händler zum Beispiel beim Thema Weihnachtsbeleuchtung eine stärkere Unterstützung.
Werbegemeinschaften sowie Immobilien- und Standortgemeinschaften unterstützen
Insbesondere die Arbeit von Werbegemeinschaften und Gewerbevereinen sollte in den Bereichen Organisation, Marketingaktivitäten, Stadtfeste und Aktionen stärker unterstützt werden. Diese Wertschätzung beschränkt sich nicht nur auf den Handel, sondern sollte die Immobilieneigentümer einschließen. Wir empfehlen den Kommunen, partnerschaftlich mit Immobilien- und Standortgemeinschaften zusammenzuarbeiten. Der Werbering Kempen gehört zu den aktivsten Werbegemeinschaften in der Region. Diese Arbeit sollte weiter gewürdigt werden.
Parkmöglichkeiten bereitstellen – Parkgebühren nicht erhöhen – smart bleiben
Für das Hauptverkehrsmittel Auto müssen intelligente Parkraumkonzepte entwickelt werden. Wenn Kempen weiterhin Kaufkraft aus dem Umland ziehen möchte, geht dies einher damit, dass ausreichende Parkplätze zur Verfügung stehen. Dabei sollte die Qualität des Parkplatzangebots mit den Parkgebühren im Einklang stehen. Parksuchverkehre sollten durch digitale Parkleitsysteme minimiert werden. Bei der Erhebung der Parkgebühren werden an vielen kostenpflichtigen Parkplätzen alle Bezahlmethoden (online, bar, Kartenzahlung) angeboten. Dies ist begrüßenswert.
Sicherheit und Sauberkeit in der Innenstadt stärken
Insbesondere das subjektive Sicherheitsgefühl und die Sauberkeit der Straßen in der Innenstadt und in den Ortszentren sind von Bedeutung, um die Innenstadt und die Stadtteilzentren als Visitenkarte des Wirtschaftsstandorts zu stärken. Dazu bedarf es kurzer Reinigungsintervalle und eines gut ausgestatteten kommunalen Ordnungsdienstes. In Kempen betrifft dies zum Beispiel den Buttermarkt. Geringere Reinigungsintervalle könnten die Innenstadt weiter aufwerten.
Aktives Leerstandsmanagement erforderlich
Die Attraktivität der Stadt Kempen bleibt nur auf dem hohen Niveau, wenn der Leerstand auf minimalem Niveau bleibt. Das Leerstandsmanagement sollte in Abstimmung mit den örtlichen Immobilienmaklern professionalisiert werden. Immobilieneigner sollten aktiv in den Prozess mit eingebunden werden, leer stehende Immobilien für eine zukünftige Nutzung attraktiv zu gestalten.
Erreichbarkeit der Innenstädte und Ortszentren sicherstellen
Die Innenstadt muss sowohl mit dem Pkw und mit öffentlichen Verkehrsmitteln als auch für den übrigen Individualverkehr erreichbar sein. Umweltzonen, Lärmschutzvorgaben und Parkgebühren dürfen die Kunden nicht von den Innenstädten fernhalten. Die ÖPNV-Verbindungen müssen so gestaltet sein, dass die Innenstadt und Ortszentren problemlos erreicht werden können. Auch für die übrigen Verkehrsteilnehmer ist die bequeme und sichere Erreichbarkeit der Innenstädte von großer Bedeutung. Fahrradfreundlichkeit und Barrierefreiheit sind wichtige Kriterien für die Stadt- und Verkehrsplanung. Damit geht ein Konzept für Fahrradparkplätze einher. Zusätzlich besteht der Wunsch, die Haupteinkaufsstraßen in der Fußgängerzone zu den Hauptgeschäftszeiten fahrradfrei zu halten. Diese Idee sollte gemeinsam mit den Händlern besprochen werden.
Arbeitsmarktfaktoren
Duale Ausbildung stärken
Alle Akteure sollten für das Erfolgsmodell der dualen Ausbildung werben. Dabei werden sowohl leistungsstarken als auch praxisbegabten Schülern und Schülerinnen gezielt die Vorteile der beruflichen Bildung aufgezeigt. Die Berufsorientierung sollte flächendeckend in allen Schulformen und konsequent in den Unterricht integriert stattfinden.
Wirtschaft und Arbeitsleben als fester Themenbestandteil in den Schulalltag integrieren
Wirtschaft und Arbeitsleben müssen als Themen fest in den Schulalltag integriert werden. Hospitationen der Lehrer und Lehrerinnen in Unternehmen sind hilfreich, um praxisnahe Informationen zu aktuellen Entwicklungen vermitteln zu können. Kommunale Akteure können dabei vermitteln und gestalten.
Investitionen in Vereinbarkeit von Familie und Beruf
Eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf kann zu mehr Beschäftigung und Unternehmertum führen. Es gilt, das Betreuungsangebot für Kinder nochmals auszuweiten (Kindertagesstätten), die Nachmittags- und Ferienbetreuung für Schulkinder auszubauen, beim Thema Pflege Freiraum für flexible, individuelle Lösungen zu schaffen sowie Informationen anzubieten, um die Familienpflegezeit stärker zu etablieren.
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Gregor Werkle
Bereichsleiter Wirtschaftspolitik
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Tanja Franken
Mitarbeiterin Wirtschaftspolitik
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