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Abwasser-Gebühren: Kosten steigen in fast allen Kommunen

17.12.2025

Die Abwassergebühren am Mittleren Niederrhein sind in den vergangenen zwei Jahren deutlich gestiegen – und die regionalen Unterschiede werden größer. Krefeld liegt weiterhin im Mittelfeld des Rankings, ist aber um zwei Plätze nach unten gerutscht. Dies sind die zentralen Ergebnisse der aktualisierten Auflage des Abwassergebühren-Rankings, das die IW Consult GmbH nun zum zweiten Mal für die Industrie- und Handelskammer (IHK) Mittlerer Niederrhein erstellt hat. Dabei wurden neben den 19 Städten und Gemeinden der Region Mittlerer Niederrhein auch sechs Kommunen aus dem Kreis Mettmann einbezogen.

Die Analyse zeigt ein differenziertes Bild: Von den 25 untersuchten Kommunen haben seit 2023 22 ihre Gebühren erhöht. Im Durchschnitt stiegen die Gesamtgebühren für ein Musterunternehmen der Chemischen Industrie um etwa 27.000 Euro an. Das bedeutet eine durchschnittliche Gebührensteigerung um etwa 15 Prozent. Besonders schwer trifft es die Unternehmen der Gemeinde Brüggen mit einer Steigerung von mehr als 33 Prozent.

„Dass die Höhe der Gebühren steigt, ist zunächst nicht ungewöhnlich. Aber wenn Kommunen mit ohnehin schon hohen Gebührensätzen innerhalb von zwei Jahren die Gebühren um 15 Prozent erhöhen, ist das für die Betriebe eine spürbare Zusatzbelastung“, warnt IHK-Hauptgeschäftsführer Jürgen Steinmetz. „Abwassergebühren sind für produzierende Unternehmen ein wichtiger Kostenfaktor. In Zeiten von Energiepreisvolatilität und wirtschaftlicher Unsicherheit schmerzt jede zusätzliche Belastung.“

Die regionalen Unterschiede sind erheblich. Während Unternehmen in der günstigsten Kommune mit Gebühren im unteren sechsstelligen Bereich rechnen können, zahlen sie in der teuersten Kommune deutlich mehr als das Doppelte. Beispielsweise kostet die Abwasserentsorgung unseres Musterunternehmens der Chemischen Industrie in Nettetal rund 325.000 Euro, während Dormagen nur knapp 121.000 Euro berechnet – eine Differenz von etwa 205.000 Euro. „Das sind knapp 170 Prozent mehr“, sagt Steinmetz. „Damit ist die Kluft zwischen den Kommunen noch größer geworden.“ Dass innerhalb einer räumlich so engen Region wie dem Mittleren Niederrhein derartig massive Unterschiede bestehen, überrascht auch Experten wie Hanno Kempermann, Geschäftsführer der IW Consult GmbH. „Es ist zu vermuten, dass neben objektiven Gründen wie dem Alter der Kanalnetze und Investitionsstaus auch Kostenkalkulationen und Gebührensystematiken eine Rolle spielen, die kritisch zu überprüfen wären“, so Kempermann.

Krefeld positioniert sich je nach Musterfall auf Rang 12 bis 14 des aktuellen Rankings und damit weiterhin im Mittelfeld. Mit durchschnittlichen Gebühren um 200.000 Euro (Chemische Industrie) zahlen Unternehmen etwa 70 Prozent mehr als in der günstigsten Kommune. Krefeld rutscht damit im Ranking für die Branche der Chemischen Industrie von Platz 12 auf Platz 14 ab. Ursächlich dafür ist die überdurchschnittliche Gebührensteigerung von mehr als 20 Prozent im Vergleich zu 2023. Andere Kommunen haben die Kosten wesentlich moderater gesteigert, wodurch sie im Ranking nun vor Krefeld liegen. Im Fall des Musterunternehmens aus der Chemischen Industrie zählt die Stadt Mönchengladbach mit Gebühren von rund 252.500 Euro zu den fünf teuersten Standorten der Region – in einer Gruppe mit Schwalmtal, Grefrath sowie den Spitzenreitern Viersen und Nettetal. Die Gebühren sind dort mehr als doppelt so hoch wie beim günstigsten Anbieter. „Für Krefeld und Mönchengladbach gilt: Sie haben Handlungsbedarf, aber aus unterschiedlichen Gründen“, ordnet Steinmetz ein. „Krefeld muss darauf achten, nicht weiter im Ranking nach unten zu rutschen. Mönchengladbach sollte seine überdurchschnittlichen Gebühren kritisch analysieren und eine Senkung anstreben.“

Die Analyse bestätigt erneut ein regional differenziertes Bild: Der Rhein-Kreis Neuss ist tendenziell günstiger, mit Ausnahme von Rommerskirchen, das (bei der Branche Chemische Industrie) nur auf Rang 18 liegt. Neuss selbst, Dormagen und Jüchen bewegen sich im günstigeren Drittel des Rankings. Im Kreis Viersen bleibt das Problem von 2023 bestehen: Mit Tönisvorst (Rang 9) schafft es nur eine einzige Kommune des Kreises in die günstigere Hälfte des Rankings. Am Ende der Tabelle stehen Viersen (Platz 24) und Nettetal (Platz 25). Die sechs Vergleichskommunen aus dem benachbarten Kreis Mettmann schneiden im Durchschnitt insgesamt günstiger ab – vier davon liegen in der preiswerteren Hälfte des Rankings.

Der Vergleich zum Ranking von 2023 zeigt auch: Die Spitzen- und Endplatzierungen sind stabil. „Die Kommunen mit niedrigen Sätzen halten diese stabil oder erhöhen moderat. Wer einmal hohe Sätze hat, wird sie nicht leicht los“, so Kempermann. Besonders deutlich wird die wachsende Kluft im Zeitvergleich: Der prozentuale Unterschied zwischen der teuersten und der günstigsten Kommune ist von 145 Prozent (2023) auf knapp 170 Prozent (2025) gestiegen. „Wir sehen insgesamt eine Entwicklung, die uns Sorgen macht. Die Kommunen im unteren Drittel sollten transparent die Gründe für ihre überdurchschnittlich hohen Gebühren erklären. Auch Krefeld sollte sich nicht im Mittelfeld ausruhen – hier besteht ebenfalls Optimierungspotenzial“, appelliert Steinmetz.

Das Ranking im Einzelnen:

Ein Muster-Unternehmen aus der Chemischen Industrie (5.000 Quadratmeter Grundstücksfläche, 0,6 Geschossflächenzahl, 3.000 Quadratmeter Geschossfläche, 4.000 Quadratmeter Regelanrechnungsfläche, 2 Vollgeschosse, 55.132 Kubikmeter Abwassermenge, 0,8 Grundflächenzahl, 1.500 Quadratmeter Dachfläche) muss demnach jeweils zahlen:

  1. Dormagen – 120.895 Euro
  2. Kaarst – 125.255 Euro
  3. Hilden – 127.064 Euro
  4. Ratingen – 134.685 Euro
  5. Erkrath – 154.839 Euro
  6. Neuss – 162.731 Euro
  7. Meerbusch – 165.495 Euro
  8. Jüchen – 167.460 Euro
  9. Tönisvorst – 182.119 Euro
  10. Langenfeld – 186.257 Euro
  11. Grevenbroich – 186.855 Euro
  12. Korschenbroich – 191.412 Euro
  13. Brüggen – 204.740 Euro
  14. Krefeld – 206.931 Euro
  15. Mettmann – 220.194 Euro
  16. Monheim – 220.224 Euro
  17. Niederkrüchten – 233.811 Euro
  18. Rommerskirchen – 237.211 Euro
  19. Willich - 248.786 Euro
  20. Kempen – 250.868 Euro
  21. Mönchengladbach – 252.501 Euro
  22. Schwalmtal – 254.617 Euro
  23. Grefrath – 261.975 Euro
  24. Viersen – 316.005 Euro
  25. Nettetal – 325.494 Euro

Die Methodik: 

Anhand von drei Beispielunternehmen mit unterschiedlichen Parametern hat die IW Consult GmbH ein Ranking der 19 Städte und Gemeinden im IHK-Bezirk Mittlerer Niederrhein erstellt. Hinzugenommen wurden sechs Kommunen aus dem benachbarten Kreis Mettmann. Der Erhebung wurden drei Musterunternehmen aus der Industrie (chemische Industrie, Metallindustrie und Ernährungsindustrie) zugrunde gelegt, die eine große wirtschaftliche Bedeutung für die Region haben. Über Publikationen des Statistischen Landesamts Nordrhein-Westfalen wurden branchenspezifische Durchschnittswerte für die Abwassermenge errechnet. Die Musterunternehmen unterscheiden sich hinsichtlich der anfallenden Abwassermenge (zwischen knapp 14.000 und 55.000 Kubikmeter) und der (versiegelten) Fläche (Grundstücksfläche zwischen 5.000 und 12.500 Quadratmeter).

Alle Daten des Abwassergebühren-Rankings sind auf der IHK-Website veröffentlicht:
mittlerer-niederrhein.ihk.de/p827

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