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Fachkräftemangel bleibt zentrales Geschäftsrisiko

01.12.2025

Der Fachkräftemangel ist für einen Großteil der Unternehmen in der Region Mittlerer Niederrhein/Düsseldorf weiterhin ein bedeutendes Risiko für ihre Geschäftsentwicklung. Dies geht aus einer aktuellen Sonderauswertung der Konjunkturumfrage der Industrie- und Handelskammern (IHK) Mittlerer Niederrhein und Düsseldorf im Herbst 2025 hervor. Rund 750 Unternehmen mit mehr als 60.000 Beschäftigten haben sich über die Herausforderung, qualifizierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu rekrutieren, geäußert.

Mit 44 Prozent schätzt ein großer Teil der Betriebe den Fachkräftemangel als wesentliches Geschäftsrisiko ein. „Der Fachkräftemangel ist nicht nur eine kurzfristige Herausforderung aufgrund der konjunkturellen Lage, sondern ein dauerhaftes strukturelles Problem“, betont Jürgen Steinmetz, Hauptgeschäftsführer der IHK Mittlerer Niederrhein. Zwar ist die Relevanz des Fachkräftemangels gegenüber dem Vorjahr zurückgegangen, doch liegt sie weiterhin deutlich über den Werten des vergangenen Jahrzehnts. „Klar ist: Es gibt keinen Grund zur Entwarnung. Der Rückgang der Relevanz spiegelt vor allem wider, dass Unternehmen in der derzeitigen Wirtschaftskrise weniger Personal einstellen“, erläutert Steinmetz. „Das strukturelle Problem bleibt bestehen. Es ist eher bemerkenswert, dass der Fachkräftemangel angesichts der vielen Probleme der deutschen Wirtschaft weiterhin von so vielen Unternehmen als wesentliches Risiko angesehen wird.“

Besonders dramatisch ist die Situation im Baugewerbe. Fast zwei Drittel der Bauunternehmen haben große Schwierigkeiten bei der Personalsuche. Im Dienstleistungssektor und Einzelhandel liegen die Werte mit 48 beziehungsweise 46 Prozent ebenfalls deutlich über dem Durchschnitt. Trotz zurückhaltender Personalpläne infolge der konjunkturellen Unsicherheiten können fast 40 Prozent der Betriebe ihre offenen Stellen längerfristig nicht besetzen. Das ist ein Zeichen dafür, dass der Bedarf an qualifizierten Fachkräften nach wie vor nicht gedeckt wird. „Längerfristig unbesetzte Stellen schwächen die Wettbewerbsfähigkeit und Produktivität unserer Unternehmen spürbar“, so Steinmetz.

Die Umfrage verdeutlicht, dass vor allem Fachkräfte mit beruflicher Aufstiegsqualifikation wie Fachwirte oder Meister schwer zu finden sind. Steinmetz erklärt: „Dies unterstreicht die Bedeutung der beruflichen Weiterbildung und der dualen Ausbildung, um den Fachkräftebedarf nachhaltiger zu decken.“

Die Folgen des Fachkräftemangels sind weitreichend: 65 Prozent der Betriebe erwarten steigende Arbeitskosten, 59 Prozent eine Mehrbelastung der vorhandenen Belegschaft. Im Baugewerbe melden dies sogar rund 80 Prozent der Betriebe. Knapp ein Drittel der befragten Unternehmen fürchtet Einschränkungen im Angebotsportfolio und Auftragsverluste. „Wenn einzelne Unternehmen ihre Nachfrage aufgrund von Personalmangel nicht bedienen können, leidet auch die Wirtschaft insgesamt“, sagt Steinmetz. „Wir brauchen deshalb auch auf politischer Ebene wirksame Strategien.“ Immerhin 9 Prozent der Betriebe geben an, dass eine Verlagerung ins Ausland als Folge des Fachkräftemangels in Frage kommt. In der Industrie sind es sogar fast 16 Prozent. „Das macht uns natürlich große Sorgen, das würde über die Wertschöpfungsketten die gesamte Wirtschaft und unseren Standort schwer belasten“, so der IHK-Hauptgeschäftsführer.

Aus Sicht der befragten Unternehmen würden unter anderem auch finanzielle Anreize helfen, um beispielsweise ältere Beschäftigte über das Renteneintrittsalter hinaus im Erwerbsleben zu halten. „Steuerliche Vorteile und flexibel gestaltete Arbeitsmodelle können dazu beitragen, wertvolles Fachwissen länger zu sichern“, erläutert Steinmetz. Die Mehrheit der Unternehmen sieht hier dringenden Handlungsbedarf. Deswegen bewertet die IHK auch die Aktivrente positiv.

Abschließend hebt Steinmetz hervor: „Der Fachkräftemangel erfordert langfristiges und gemeinsames Handeln von Wirtschaft, Politik sowie allen Institutionen, die sich mit Arbeit und Bildung befassen. Nur so können wir die Wettbewerbsfähigkeit unserer Region sichern und die großen Herausforderungen bewältigen.“ Aus Sicht der IHK entscheidet die Verfügbarkeit qualifizierter Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter über die Zukunftsfähigkeit ganzer Branchen. Weiterbildung, berufliche Orientierung, Integration und lebenslanges Lernen müssten konsequent unterstützt werden. „Die duale Ausbildung bleibt ein Kernelement unserer Stärke, doch sie muss modernisiert, digital unterstützt und auf Zukunftskompetenzen ausgerichtet werden“, so Steinmetz.

Alle Zahlen und Fakten stehen auf der IHK-Website zur Verfügung: mittlerer-niederrhein.ihk.de/P746

 

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