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Fachkräftereport

Herbst 2025

Die vorliegenden Ergebnisse zum Fachkräftemangel basieren auf einer Sonderauswertung der Konjunkturumfrage der Industrie- und Handelskammern Düsseldorf und Mittlerer Niederrhein im Herbst 2025. An der Befragung beteiligten sich rund 750 Unternehmen mit insgesamt mehr als 60.000 Beschäftigten aus dem Bezirk der beiden IHKs. Die Auswertung liefert ein aktuelles Stimmungsbild zu den Herausforderungen und Folgen des Fachkräftemangels in der regionalen Wirtschaft.

Im Zentrum der Ergebnisse steht, dass 43,6 Prozent der Unternehmen den Fachkräftemangel weiterhin als wesentliches Geschäftsrisiko einstufen. Trotz der zuletzt konjunkturbedingt zurückhaltenden Personalpläne bleibt die Knappheit an qualifizierten Fachkräften ein zentrales Problem: Fast 40 Prozent der Unternehmen berichten, offene Stellen längerfristig nicht besetzen zu können. Die Mehrheit der Betriebe erwartet in den kommenden Jahren steigende Arbeitskosten und eine Mehrbelastung ihrer Beschäftigten als direkte Folge des Fachkräftemangels.

Fachkräftemangel als Geschäftsrisiko

Abb 1: Fachkräftemangel als Geschäftsrisiko

Herbst 2025 im Vergleich zu Herbst 2015, Anteile in Prozent

Quelle: IHK Mittlerer Niederrhein & IHK Düsseldorf, Hier zur barrierefreien Version

Im Herbst 2025 gaben 43,6 Prozent der Unternehmen an, dass der Fachkräftemangel ein wesentliches Geschäftsrisiko für sie darstellt. Damit bleibt die Bedeutung dieses Risikos hoch. Zwar ist die Relevanz des Fachkräftemangels im Vergleich zum Vorjahr zurückgegangen – ein Effekt der aktuell verhaltenen Wirtschafts- und Investitionstätigkeit –, doch liegt sie weiterhin deutlich über den Werten des vergangenen Jahrzehnts. Vor rund zehn Jahren bewerteten nur knapp halb so viele Unternehmen den Fachkräftemangel als wesentliches Risiko.

Das bedeutet: Der Rückgang ist keine Entwarnung. Er spiegelt in erster Linie wider, dass Unternehmen angesichts der konjunkturellen Unsicherheit weniger einstellen und Investitionen aufschieben. Diese Personalzurückhaltung mildert den unmittelbaren Druck zwar kurzfristig, behebt aber nicht die strukturelle Problematik. Die Lücke zwischen Arbeitskräfteangebot und -nachfrage bleibt bestehen und dürfte mit einer wirtschaftlichen Erholung wieder deutlich größer werden.

Es ist vielmehr bemerkenswert, dass angesichts der Strukturschwäche der deutschen Wirtschaft mit hohen Energiekosten, geopolitischen Unsicherheiten, einer starken Steuerbelastung und der überbordenden Bürokratie der Fachkräftemangel weiterhin von einem so hohen Anteil der Unternehmen als wesentliches Risiko angesehen wird.

Abb 2: Fachkräftemangel als Geschäftsrisiko nach Branchen

Herbst 2025 im Vergleich zu Herbst 2015, Anteile in Prozent

Quelle: IHK Mittlerer Niederrhein & IHK Düsseldorf, Hier zur barrierefreien Version

Besonders groß ist der Fachkräftemangel im Baugewerbe, hier geben ihn 65,4 Prozent der Unternehmen als Geschäftsrisiko an. Auch im Dienstleistungsbereich (48,6 Prozent) und im Einzelhandel (45,9 Prozent) liegen die Angaben der Unternehmen über dem Schnitt der Gesamtwirtschaft in der Region. Am geringsten fällt die Bewertung im verarbeitenden Gewerbe aus: Hier sehen 37,7 Prozent den Fachkräftemangel als Wirtschaftsrisiko. Das sind zwar mehr als noch vor zehn Jahren, aber mehr als zehn Prozent weniger als noch vor einem Jahr. Die Personalgewinnung rückt für Unternehmen dieser Branche merklich weiter in den Hintergrund. Auch hier wird deutlich, wie angespannt die Lage für die Industrie in der Region ist, die schon lange vor internationalen und strukturellen Herausforderungen steht.

Beschäftigungspläne weiterhin negativ

Abb 3: Beschäftigungserwartungen

Saldo in Prozentpunkten aus Zu- und Abnahme, Spätsommer 2007 bis Herbst 2025

Quelle: IHK Mittlerer Niederrhein & IHK Düsseldorf, Hier zur barrierefreien Version

Abb 4: Beschäftigungserwartungen

Saldo in Prozentpunkten aus Zu- und Abnahme, Herbst 2025 im Vergleich zum Durchschnitt der letzten 10 Jahre

Quelle: IHK Mittlerer Niederrhein & IHK Düsseldorf, Hier zur barrierefreien Version

Die konjunkturelle Lage wirkt sich auch auf die Beschäftigungsabsichten der kommenden zwölf Monate aus. Die Pläne der Unternehmen sind weiterhin überwiegend negativ und haben sich im Vergleich zur Vorjahresumfrage noch weiter verschlechtert. Mit rund minus elf Punkten ist der Wert erneut der niedrigste nach den Einbrüchen der Werte in der Finanzkrise 2008/2009 und den Corona-Jahren. Am restriktivsten sind die Pläne im Großhandel und in der Industrie.

Personalsuche weiterhin für viele Betriebe schwierig

Abb 5: Können Sie in Ihrem Unternehmen derzeit offene Stellen längerfristig (länger als zwei Monate) nicht besetzen?

Antworten in Prozent, Herbst 2019 bis Herbst 2025

Quelle: IHK Mittlerer Niederrhein & IHK Düsseldorf, Hier zur barrierefreien Version

Trotz zurückhaltender Personalpläne können fast 40 Prozent der befragten Unternehmen offene Stellen längerfristig (länger als zwei Monate) nicht besetzen. Das ist ein etwas größerer Anteil als noch 2019 (37,6 Prozent). Er ist damit aber – nach einem starken Anstieg in den vergangenen Jahren – nun wieder merklich zurückgegangen. Der weiterhin hohe Anteil an Unternehmen, die Positionen längerfristig nicht besetzen können, zeigt jedoch, dass die strukturellen Ursachen des Fachkräftemangels trotz konjunkturell schlechter Lage bestehen bleiben.

Keine Probleme bei der Stellenbesetzung melden 17,8 Prozent der Unternehmen und damit mehr als in den Vorjahren. Wie bereits bei den Beschäftigungsabsichten deutlich wurde, ist der Anteil der Betriebe, die keinen Personalbedarf haben, entsprechend wieder gestiegen.

Vor allem Fachwirte und Meister werden erfolglos gesucht

Abb 6: Gesuchte Qualifikationsniveaus nach Wirtschaftszweigen

Antworten in Prozent, Mehrfachnennungen möglich

Quelle: IHK Mittlerer Niederrhein & IHK Düsseldorf, Hier zur barrierefreien Version

Die Antworten der Unternehmen zeigen, dass Fachkräfte mit allen Qualifikationsniveaus ohne Erfolg gesucht werden. Bei Arbeitskräften mit (Fach-)Hochschulschulabschluss geben nur 28,1 Prozent der Betriebe mit Fachkräftemangel an, erfolglos zu suchen. Vakanzen für Tätigkeiten, bei denen keine abgeschlossene Ausbildung erforderlich ist, werden von 37,5 Prozent der suchenden Unternehmen gemeldet. Bei 43,8 Prozent der Betriebe mit offenen Stellen betrifft der Fachkräftemangel Mitarbeitende mit dualer Berufsausbildung. Am schwierigsten ist aus Unternehmenssicht die Suche nach Mitarbeitenden mit einem Fachwirt oder Meisterabschluss. Hier gaben 46,9 Prozent der Unternehmen mit Fachkräftemangel an, bei der Suche erfolglos zu sein.

Bei der erfolglosen Suche gibt es auch zwischen den Wirtschaftsbereichen merkliche Unterschiede. Im Produzierenden Gewerbe ist vor allem die Suche nach Mitarbeitenden mit einem Fachwirt oder Meisterabschluss erfolglos (55,6 Prozent), im Dienstleistungsbereich sucht man erfolglos Mitarbeitende ohne Berufsausbildung (60 Prozent). Der Einzelhandel hat Schwierigkeiten bei der Suche nach Menschen mit dualer Berufsausbildung oder Mitarbeitenden mit einem Fachwirt oder Meisterabschluss (je 57 Prozent).

Die Folgen des Fachkräftemangels

Abb 7: Welche Folgen erwarten Sie in den kommenden Jahren durch Arbeits- und Fachkräftemangel?

Antworten in Prozent, Mehrfachnennungen möglich

Quelle: IHK Mittlerer Niederrhein & IHK Düsseldorf, Hier zur barrierefreien Version

Gefragt nach den Folgen des Arbeits- und Fachkräftemangels sieht die Mehrheit der Betriebe steigende Arbeitskosten (65,4 Prozent) und eine Mehrbelastung der vorhandenen Belegschaft (59 Prozent) auf sich zukommen. Im Baugewerbe rechnen damit sogar rund 80 Prozent der befragten Unternehmen. Während routinemäßige kaufmännische Arbeiten vermehrt durch Künstliche Intelligenz ersetzt werden kann, gilt dies weniger für gewerblich-technische oder Bauberufe. Eine Einschränkung des Angebots oder den Verlust von Aufträgen befürchten rund 30 Prozent. 23,1 Prozent gehen davon aus, dass es zu einem Verlust der Innovations- und Wettbewerbsfähigkeit kommen wird, 26 Prozent rechnen mit dem Verlust von betriebsspezifischem Wissen. Dass es durch den Fachkräftemangel zu einem Rückgang der Investitionstätigkeit im Inland kommt, damit rechnen nur rund 17 Prozent. 15,1 Prozent erwarten keine Folgen oder sind vom Fachkräftemangel kaum betroffen. Immerhin 8,6 Prozent geben an, dass eine Verlagerung ins Ausland als Folge des Fachkräftemangels infrage kommt. In der Industrie sind es sogar fast 16 Prozent.

Steuerliche Vorteile könnten ältere Beschäftigte über das Renteneintrittsalter hinaus halten

Abb 8: Welche Maßnahmen würden helfen, ältere Beschäftigte länger im Erwerbsleben zu halten?

Antworten in Prozent, Mehrfachnennungen möglich

Quelle: IHK Mittlerer Niederrhein & IHK Düsseldorf, Hier zur barrierefreien Version

Die Unternehmen wurden außerdem gefragt, welche Maßnahmen ihrer Meinung nach dabei helfen würden, ältere Beschäftigte länger im Erwerbsleben zu halten. Vor allem finanzielle Anreize und Flexibilisierungen gelten dabei als zielführend. 64 Prozent der Unternehmen halten steuerliche Vorteile für Beschäftigte, die über das Rentenalter hinaus arbeiten, für sinnvoll. Insofern erscheint die von der Bundesregierung vorgeschlagene Aktivrente aus Sicht der Betriebe als ein Schritt in die richtige Richtung. Den Wegfall von Beiträgen zur Renten- und Arbeitslosenversicherung halten 50,3 Prozent für hilfreich und 46,4 Prozent eine Erleichterung der befristeten Weiterbeschäftigung nach Renteneintritt.

Strukturelle Änderungen wie eine Erhöhung des Renteneintrittsalters (20 Prozent), eine Lockerung des Kündigungsschutzes für Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer im Rentenalter (29,3 Prozent) oder eine Abschaffung der abschlagsfreien Rente (26,3 Prozent) werden deutlich seltener genannt. Nur eine Minderheit hält gar keine Maßnahmen für nötig (11,1 Prozent) oder interessiert sich nicht für Arbeitnehmer im Rentenalter (9,9 Prozent). Im Baugewerbe, in dem viele körperlich schwere Arbeiten gefordert sind, fehlt das Interesse an Arbeitnehmern über dem Rentenalter bei rund 20 Prozent der befragten Unternehmen.

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