Risikobarometer 2025
Die aktuelle Konjunkturumfrage zeigt, dass die wirtschaftliche Lage am Mittleren Niederrhein angespannt bleibt. Was bedeutet die anhaltende Krise für die Stabilität und die Zahlungsausfallraten der Unternehmen? Diese Frage beantworten die Industrie- und Handelskammer (IHK) Mittlerer Niederrhein und Creditreform Düsseldorf/Neuss in ihrem Risikobarometer 2025. Die Analyse zeigt, dass die Zahlungsausfälle zunehmen. „Die Belastungen durch globale Krisen und wirtschaftspolitische Versäumnisse schlagen sich immer deutlicher in den Unternehmensrisiken nieder“, sagt André Becker, Mitglied der Geschäftsleitung Creditreform Düsseldorf/Neuss, und IHK-Hauptgeschäftsführer Jürgen Steinmetz ergänzt: „Unsere Unternehmen brauchen spürbare Entlastungen bei Energiepreisen und Bürokratie.“
Zur Jahresmitte 2025 lag die Ausfallrate in der Gesamtregion bei 2,18 Prozent und damit über dem Deutschlandwert von 1,84 Prozent. Seit 2022 ist die Quote damit kontinuierlich angestiegen. In der Region weist Krefeld mit 2,46 Prozent den höchsten Wert auf. Auch für das kommende Jahr wird in allen Kommunen der Region Mittlerer Niederrhein mit einer Ausfallrate über 2,0 Prozent gerechnet.
Erstmals führt das Gastgewerbe die Ausfallstatistik an; der Wert liegt mit 4,61 Prozent deutlich über dem jeweiligen Deutschland-Branchenwert und ist gegenüber dem Vorjahr um rund einen Prozentpunkt angestiegen. „Gründe sind der schon lange anhaltende Preisdruck bei Energiekosten, Lebensmittelpreisen und Löhnen in Kombination mit oftmals geringen Reserven nach den schwierigen Corona-Krisenjahren. Diese Entwicklungen können kleine Betriebe über längere Zeiträume nicht kompensieren“, so Becker. Auch die Logistikbranche weist aufgrund des anhaltend hohen Kostendrucks hohe Raten auf.
In der Industrie ist die Ausfallrate ebenfalls deutlich gestiegen: von 1,53 auf 2,1 Prozent. Sie liegt damit auch über der Ausfallrate der Gesamtwirtschaft in Deutschland. „Vor allem die deutliche Steigerung macht uns Sorgen“, sagt Steinmetz. Die Ausfallrate der Industrie in Krefeld liegt merklich über der regionalen Ausfallrate. Sie spiegelt insbesondere die große Zahl energieintensiver Betriebe in Krefeld wider und verdeutlicht, wie schwierig die Lage besonders in diesen Betrieben durch die anhaltende Strukturkrise geworden ist. „Die Industrie steht seit Jahren besonders unter Druck. Die Folgen zeigen sich nun immer deutlicher. Das verarbeitende Gewerbe braucht dringend bessere Rahmenbedingungen“, betont Steinmetz.
Das erhöhte Regionalniveau wird maßgeblich von Betrieben mit bis zu 1 Million Euro Umsatz geprägt: Auch in diesem Bereich liegen die Ausfallraten deutlich über dem Bundesniveau. Größere Unternehmen im IHK-Bezirk haben hingegen geringere Ausfallraten als Unternehmen gleicher Größe bundesweit. „Die insgesamt höhere Ausfallrate am Mittleren Niederrhein liegt somit an den Ausfallraten kleinerer Betriebe“, sagt Steinmetz.
Die durchschnittliche Zahlungsverzugsdauer in der Region beträgt 12,82 Tage und ist damit im Vergleich zum Vorjahr nahezu stabil geblieben. „Die anhaltende Wirtschaftskrise verlangt von Lieferanten und Kreditgebern eine deutlich größere Flexibilität, daher wurden die Zahlungsfristen in den vergangenen Jahren vielfach verlängert“, sagt Becker. Auswertungen des Creditreform-Debitorenregisters zeigen für das erste Halbjahr 2025 eine erneute Verlängerung der Zahlungsfristen. Dies führt dazu, dass es weiterhin geringere Überschreitungen der Forderungslaufzeiten gibt, was jedoch nicht zwingend auf ein gesunkenes Risiko hindeutet. „Die vergrößerten Zahlungsspielräume zeigen jedoch, dass die Unternehmen sich untereinander weiterhin vertrauen“, betont Steinmetz.
Das Risikobarometer ist online zu finden unter:
mittlerer-niederrhein.ihk.de/P799
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