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Geschäftsübernahme – betriebswirtschaftliche Aspekte im Überblick

Die Unternehmensnachfolge ist eine strategische Herausforderung, die eine langfristige Planung und frühzeitige Vorbereitung erfordert. Besonders dann, wenn innerhalb der Familie oder Belegschaft keine geeigneten Nachfolgerinnen oder Nachfolger zur Verfügung stehen, kann die Nachfolgegestaltung zur großen Hürde werden. Gleichzeitig gibt es viele angehende Selbstständige, die einen bestehenden Betrieb übernehmen möchten und eine Übernahme als attraktive Alternative zur Neugründung sehen.

Tipps für Übergebende (Verkäufer)

Sorgfältige Vorbereitung

Bevor Sie Ihr Unternehmen zum Verkauf anbieten, sollte die Nachfolgeplanung weitgehend abgeschlossen sein, damit Gespräche mit potenziellen Übernehmenden zeitnah und fundiert geführt werden können. Rechnen Sie damit, dass zahlreiche Fragen zu Ihrem Unternehmen und Ihrer Tätigkeit gestellt werden. Eine externe Beratung kann in der Planungsphase sehr hilfreich sein – etwa zur Zieldefinition, zur Erstellung eines Zeitplans oder zur realistischen Einschätzung des Unternehmenswertes.

Anforderungsprofil erstellen

Verlassen Sie sich bei der Nachfolgersuche nicht allein auf Ihr Bauchgefühl. Erarbeiten Sie ein strukturiertes Anforderungsprofil für potenzielle Übernehmerinnen oder Übernehmer. Überlegen Sie, welche fachlichen, persönlichen und kaufmännischen Qualifikationen erforderlich sind, um Ihr Unternehmen erfolgreich weiterzuführen.

Tipps für Übernehmende (Käufer)

Vorüberlegungen

Unabhängig davon, ob es sich um eine interne oder externe Nachfolge handelt – für Sie ist es in der Regel eine Form der Existenzgründung. Stellen Sie sich daher folgende Fragen:

  • Sind Sie bereit, insbesondere in der Anfangszeit überdurchschnittlich viel zu arbeiten?
  • Werden Sie von Familie und Freundeskreis unterstützt?
  • Kennen Sie Ihre eigenen Belastungsgrenzen und Ihre Leistungsfähigkeit?
  • Wie schätzen Sie Ihre fachlichen und kaufmännischen Stärken und Schwächen ein – und wie gehen Sie mit diesen um?
  • Verfügen Sie über ausreichende finanzielle Mittel?
  • Haben Sie finanzielle Rücklagen für mögliche Anlaufprobleme?

Ein präzises Anforderungsprofil erleichtert die gezielte Suche nach einem geeigneten Unternehmen. Dabei sollten Sie klären:

  • In welcher Branche suche ich ein Unternehmen?
  • Welche Unternehmensgröße strebe ich an?
  • In welcher Region soll der Standort liegen?
  • Möchte ich kaufen, pachten oder mich beteiligen?
  • Welchen Kaufpreis kann ich finanzieren?
  • Wie hoch ist mein Eigenkapital?
  • Welche Informationen benötige ich über das Unternehmen?

Ein bestehendes Unternehmen übernehmen

Eine Übernahme ist nicht zwingend einfacher als eine Neugründung. Sie steigen in ein bestehendes, funktionierendes System ein. Fragen Sie sich ehrlich: Können Sie das Unternehmen am Markt halten und Arbeitsplätze sichern? Neben betriebswirtschaftlichem Know-how und Branchenkenntnissen sind auch persönliche Eignung und kommunikative Fähigkeiten erforderlich – gerade im Kontakt mit dem Übergeber oder der Übergeberin.

Oftmals ist das Unternehmen stark durch die Persönlichkeit der bisherigen Inhaberin oder des Inhabers geprägt. Langjährige Mitarbeitende, Kunden und Lieferanten sind an diese gewöhnt. Der Übergang ist oft emotional – Fingerspitzengefühl und Empathie sind hier unerlässlich. Sie übernehmen nicht nur ein Unternehmen, sondern auch ein Lebenswerk.

Unternehmenswert prüfen

Ob ein Unternehmen Gewinne erwirtschaftet oder Schulden aufweist, muss sorgfältig geprüft werden. Ziel ist es, Risiken der Übernahme zu minimieren und einem möglichen Scheitern vorzubeugen.

Folgende Punkte sollten Sie analysieren:

  • Entwicklung und Historie des Unternehmens
  • Unternehmenszweck, Produkt- bzw. Dienstleistungsqualität, Preisgestaltung und Wettbewerbsfähigkeit
  • Zukunftsperspektiven (z. B. neue Produkte, Patente, laufende Entwicklungen)
  • Reaktionen von Kunden, Lieferanten und Wettbewerbern auf den Inhaberwechsel
  • Abhängigkeiten von Großkunden oder Hauptlieferanten
  • Umsatz-, Ertrags- und Kostenentwicklung der vergangenen drei bis fünf Jahre
  • Gewinnerwartung unter veränderten Rahmenbedingungen (z. B. neue Investitionen)
  • Vermögenswerte (Anzahl, Alter, Zustand) und anstehende Investitionen
  • Personalsituation (Qualifikation, Wechselbereitschaft, Schlüsselpersonen)
  • Relevante Verträge (z. B. Mietverträge, Leasingverträge, Lieferverträge)

Bewertung des Unternehmens

Viele Verkäufer gehen davon aus, dass ihr Unternehmen, inklusive Gebäude und Geschäftsbetrieb, ihre Altersvorsorge sichern muss. Dies führt oft zu überhöhten Preisvorstellungen. Als Käufer sollten Sie jedoch einen wirtschaftlich tragbaren und fundierten Unternehmenswert anstreben.

Für die Bewertung kommen verschiedene Methoden infrage, u. a.:

  • Ertragswertverfahren: Bewertung anhand des zukünftig erzielbaren Gewinns bzw. der Rendite auf das eingesetzte Kapital
  • Substanzwertverfahren: Ermittlung des Wertes von Anlagevermögen und Warenbestand
  • Kombinierte Verfahren: Mischformen aus Ertrags- und Substanzwertmethoden

In der Praxis – insbesondere bei öffentlichen Förderprogrammen – kommt zunehmend das Modifizierte Ertragswertverfahren zur Anwendung. Dieses eignet sich vor allem für kleine und mittlere Unternehmen mit bis zu 50 Mitarbeitenden und einem Umsatz von bis zu 50 Mio. Euro.

In der Praxis gilt jedoch:
Angebot und Nachfrage bestimmen den Preis.

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