Konjunktur aktuell
Dauerkrise statt Trendwende
Lage, Erwartungen, Geschäftsklima
Wirtschaft insgesamt, Jahresbeginn 2016 bis Herbst 2025, in Prozent
Lage und Erwartungen: Salden aus Anteilen der Unternehmen mit positiven bzw. negativen Einschätzungen (max. 100 bzw. min. -100)
Geschäftsklima: Geometrisches Mittel der Salden aus positiven und negativen Einschätzungen der aktuellen und der erwarteten Geschäftslage (neutral = 0)
Die Wirtschaftslage in der Region Düsseldorf/Mittlerer Niederrhein bleibt im Herbst 2025 trüb. Der Geschäftslageindex ist weiterhin im negativen Bereich, und die Betriebe blicken eher pessimistisch in die Zukunft. Dies geht aus dem aktuellen Konjunkturbericht der Industrie- und Handelskammern Düsseldorf und Mittlerer Niederrhein hervor. Die Wirtschaft in der Region kämpft nicht mit hausgemachten Problemen, sondern mit massiven Belastungen durch globale Krisen und wirtschaftspolitische Versäumnisse auf Bundesebene. Die Unternehmen stoßen an Belastungsgrenzen – das gilt für Energiepreise, Bürokratie und zunehmend auch für die Arbeitskosten. Wenn die Politik nicht gegensteuert, droht ein weiterer Verlust an Wettbewerbsfähigkeit und Arbeitsplätzen.
Der Konjunkturbericht basiert auf einer Umfrage, an der sich bis Ende September knapp 750 Unternehmen mit gut 60.000 Beschäftigten beteiligt haben.
Schlechtere Lage der Industrie – leichte Erholung im Bau
Geschäftslage in den Hauptbranchen
Herbst 2025, in Prozent
Die Lage der verschiedenen Branchen zeigt ein differenziertes, aber insgesamt schwieriges Bild. Die Industrierezession setzt sich fort: Seit nunmehr eineinhalb Jahren überwiegt der Anteil der Unternehmen in schlechter Geschäftslage deutlich gegenüber jenen in guter. Ein so langer Zeitraum war zuletzt nach dem Platzen der New-Economy-Blase Anfang der 2000er-Jahre zu beobachten.
Besonders hart trifft die aktuelle Lage die exportorientierten Industriebetriebe. Sie leiden unter der Kombination aus sinkender internationaler Wettbewerbsfähigkeit, geopolitischen Spannungen und anhaltenden Handelskonflikten. Die traditionellen Stärken des deutschen Wirtschaftsmodells – hochwertige Industrieproduktion und starke Exportorientierung – erweisen sich im Zuge der Entwicklung des globalen Handels und der handelspolitischen Weichenstellungen maßgeblicher Akteure als zunehmend weniger tragfähig. In vielen Betrieben sind die finanziellen Polster inzwischen aufgebraucht. Auch für die kommenden zwölf Monate rechnen mehr Industrieunternehmen mit einem Absatzrückgang im In- und Ausland als mit einer Belebung. Die energieintensiven Branchen melden nochmals eine verschlechterte Lage. Diese Branchen, wie die Chemische Industrie, sind seit langer Zeit industrielle Leitbranchen unserer Region.
Im Baugewerbe deuten sich hingegen erste leichte Entlastungen an: Kommunale Investitionen und Programme zur Modernisierung der Infrastruktur sorgen für eine vorsichtige Stabilisierung, wenngleich das Niveau weiterhin unter dem langjährigen Durchschnitt liegt. Ermutigender Faktor ist, dass die Betriebe Hoffnungen auf Impulse aus dem Sondervermögen für Infrastruktur und Klimaschutz haben. Die Industrie- und Handelskammern sind allerdings skeptisch, was die Wirkung des Sondervermögens betrifft. Die Haushaltspläne des Bundes für 2025 und 2026 lassen befürchten, dass der ursprünglich gewünschte Effekt verpufft, weil Investitionsmittel aus dem Kernhaushalt in das Sondervermögen verschoben werden, um konsumtive Ausgaben zu finanzieren.
Der Einzelhandel leidet unter Kaufzurückhaltung und steigenden Lohnkosten, während der Dienstleistungssektor Licht und Schatten zeigt – stabile Auftragslagen in Beratungs- und Ingenieurbüros stehen einer schwachen Nachfrage in Logistik und Transport gegenüber.
Arbeitskosten belasten Betriebe
Ausgewählte Risiken für die Konjunkturentwicklung
Wirtschaft insgesamt, Jahresbeginn 2016 bis Herbst 2025, in Prozent
Nach Nennungen der Unternehmen – Anteil in Prozent an allen antwortenden Unternehmen, Mehrfachnennungen möglich
*nur Betriebe mit Auslandsgeschäft
Die wirtschaftliche Stimmung in der Region bleibt im Herbst 2025 gedrückt. Anhaltende Unsicherheit und schwierige Rahmenbedingungen prägen die Lage. Der Geschäftslageindikator sinkt auf minus 12 Punkte, liegt damit einen Punkt unter dem Vorjahreswert und auf einem Fünf-Jahres-Tief. Auch die Geschäftserwartungen trüben sich weiter ein. Sie liegen nun bei minus 8,3 Punkten, nach minus 2,7 Punkten vor einem Jahr.
Die Konjunkturumfrage macht deutlich, welche Risiken die Unternehmen derzeit am stärksten belasten: An erster Stelle steht die schwache Inlandsnachfrage (57,6 Prozent), gefolgt von hohen Arbeitskosten (49,5 Prozent) und Energiepreisen (42,6 Prozent). Besonders besorgniserregend ist aus Sicht der IHKs, dass sich die schlechte Lage manifestiert hat. Etwa ein Drittel der Unternehmen bewertet die aktuelle Lage kritisch – 80 Prozent dieser Betriebe erwarten keine Besserung in den kommenden Monaten. Selbst unter den Unternehmen mit stabiler oder befriedigender Geschäftslage herrscht allenfalls verhaltener Optimismus.
Die Lage am Arbeitsmarkt verschlechtert sich weiter. Die Beschäftigungserwartungen sind auf minus 11,7 Punkte gefallen – ein Wert, der nur während der Corona-Pandemie noch schlechter war. Das zeigt: Deutlich mehr Unternehmen planen Personalabbau als Neueinstellungen, zudem kürzen die Unternehmen als Folge der angespannten Lage Investitionspläne.
IHK-Hauptgeschäftsführer fordert rasches Handeln von der Politik
„Wir sehen daher dringenden Handlungsbedarf auf Bundesebene. Ohne wirtschaftspolitische Strukturreformen wird es schwer, den Abwärtstrend zu stoppen“, sagt IHK-Hauptgeschäftsführer Jürgen Steinmetz. „Die Wettbewerbsfähigkeit der Betriebe wird weiterhin durch steigende Kosten, globale Unsicherheiten und strukturelle Standortnachteile nachhaltig gefährdet. Wir haben kein kurzfristiges Konjunkturproblem – wir haben ein Problem bei den wirtschaftlichen Rahmenbedingungen. Nur wenn die Politik entschlossen handelt, können Unternehmen wieder investieren, Arbeitsplätze sichern und Wachstum schaffen.“
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