Eröffnet wurde der AWT von Mona Neubaur (Ministerin für Wirtschaft, Industrie, Klimaschutz und Energie des Landes Nordrhein-Westfalen), 2.v.l.), der niederländischen Generalkonsulin Hannah Tijmes (l.) und IHK-Präsident Elmar te Neues, der auch Vizepräsident von IHK NRW ist. Mary Abdelaziz-Ditzow moderierte die Veranstaltung. Zölle, Gegenzölle, Kriege und internationale Krisen – die deutschen Außenwirtschaftsunternehmen erleben derzeit herausfordernde Zeiten. Aber: Es eröffnen sich auch neue Chancen. Welche Möglichkeiten sich international bieten und mit welchen Strategien sich deutsche Unternehmen weltweit behaupten können – diese Fragen standen im Mittelpunkt des 13. Außenwirtschaftstag NRW im Borussia Park in Mönchengladbach. Fast 1.000 Gäste nahmen an der landesweit größten Konferenz für auslandsaktive Unternehmen teil, die im Zweijahresrhythmus von IHK NRW, den nordrhein-westfälischen Industrie- und Handelskammern, veranstaltet wird. 60 Aussteller waren vor Ort und 50 Speaker standen auf dem Programm. Die Federführung hatte in diesem Jahr die Industrie- und Handelskammer (IHK) Mittlerer Niederrhein. Eröffnet wurde die Konferenz von Mona Neubaur, Ministerin für Wirtschaft, Industrie, Klimaschutz und Energie des Landes Nordrhein-Westfalen, der niederländischen Generalkonsulin Hannah Tijmes – die Niederlande sind das Partnerland des AWT 2025 – und IHK-Präsident Elmar te Neues, der auch Vizepräsident von IHK NRW ist. Er ging auf die aktuelle Stimmung der nordrhein-westfälischen Exportwirtschaft ein: „Die Unternehmen brauchen kalkulierbare Rahmenbedingungen. Dazu gehören freie Märkte, internationale Regeln und verlässliche Partnerschaften. Kriege, Konflikte und Protektionismus bewirken das Gegenteil: Unsicherheit und Unberechenbarkeit.“ Europa brauche eine handelspolitische Kurskorrektur. „Handelsabkommen wie mit Indien oder den Mercosur-Staaten dürfen nicht länger aufgeschoben werden“, forderte te Neues. Dem stimmte die Wirtschaftsministerin zu: „Wertepartnerschaften sind die Grundvoraussetzung für einen fairen und freien Handel untereinander. Die Vergangenheit hat gezeigt, dass man einseitige Abhängigkeiten teuer bezahlen muss.“ Die niederländische Generalkonsulin verwies darauf, dass die langjährige und gewachsene gute Nachbarschaft, Freundschaft und Handelspartnerschaft zwischen den Niederlanden und Deutschland wichtiger denn je seien: „In diesen Zeiten sind kurze Wege und sichere Lieferketten enorm wertvoll.“ Aus Russland zugeschaltet, erläuterte der deutsche Botschafter in Moskau, Alexander Graf Lambsdorff, welche Ziele der Kreml verfolgt: „Putin geht es darum, das russische Imperium wiederherzustellen. Aus diesem Denken heraus hat er den Krieg gegen die Ukraine entfesselt.“ Russland stelle die Souveränität seiner Nachbarstaaten infrage. „Wenn ein Nachbar sich auf Kosten anderer ausdehnen will, wird er zur Bedrohung“, erklärte Lambsdorff. Das Rezept dagegen heiße „Abschreckung“. Es gehe jetzt darum, die Leistungsfähigkeit der deutschen Streitkräfte zu steigern und die Ukraine weiter zu unterstützen. Lambsdorff: „Wir stärken damit nicht nur ein Land, sondern verteidigen unsere wichtigsten Werte: die Freiheit und den Frieden in Europa.“ Die Botschafterin der Republik Estland, Marika Linntam, schilderte, wie sich ihr Land seit der Wiedererlangung der Unabhängigkeit vor 35 Jahren zum digitalen Muster-Staat Europas entwickelt hat. „Wir haben eine vollständig digitalisierte Verwaltung, die sich an den Bedürfnissen der Bürger und Unternehmen orientiert.“ Alle Behördengänge seien online möglich – außer die Heirat. Linntam warb für den Innovations-Standort Estland: „Unser kleines Land hat zehn Einhörner – also Start-ups mit einer Bewertung von mehr als eine Milliarde Euro – hervorgebracht.“ Zum Abschluss der Auftaktveranstaltung des IHK-Außenwirtschaftstags erläuterte der USA-Experte Dr. Josef Braml, wie sich die geopolitischen Rahmenbedingungen in den vergangenen Jahren verändert haben: „Das Zeitalter der regelbasierten Ordnung ist vorbei. Nicht nur Putin ignoriert die Regeln, sondern auch Trump und Xi“, so Braml. „Es gilt das Recht des Stärkeren. Das bedeutet: Wir – Deutschland und Europa – müssen an Stärke gewinnen.“ Russland sei das Problem Europas, nicht der USA. Europa müsse ein selbstbewusster Player in der Welt werden. „Ich hoffe, die neue Bundesregierung macht sich ernsthaft daran, Europa weiterzuentwickeln, die europäische Integration weiter voranzutreiben.“ Dass diese Erkenntnis sich immer mehr durchsetzt, sei auch Trump zu verdanken. Neben Keynotes und Diskussionen gab es die Möglichkeit, das Netzwerk der Deutschen Auslandshandelskammern vor Ort zu nutzen. Marktexpertinnen und -experten aus allen fünf Kontinenten haben individuell in terminierten Einzelgesprächen zu Fragen und Herausforderungen des internationalen Geschäfts beraten. Die Teilnehmer profitierten auch von den Erfahrungen erfolgreicher Unternehmen aus NRW. Themen waren unter anderem: „Quo vadis Nordamerika?“, „Exportkontrolle und Compliance“, „Unternehmerisches Best-practice in Südostasien (ASEAN)“, „Lieferketten digital, effizient und nachhaltig managen“, „Boom-Markt Indien“, „Zukunftsmärkte Arabische Golfstaaten“, „Niederlande: Absatzmarkt und Innovationspartner“ sowie „Strategie: International agieren in geopolitisch unsicheren Zeiten“. Zudem bot eine deutsch-niederländische Kooperationsbörse die Gelegenheit, grenzüberschreitende Geschäftskontakte zu knüpfen. Zum Ausklang des Tages stand Netzwerken auf dem Programm – neue Kontakte knüpfen und alte Partnerschaften pflegen.
Vor dem Start des Vorabendempfangs des IHK-Außenwirtschaftstags NRW (v.l.): Prof. Dr. Jens Südekum (Ökonom an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf), Jürgen Steinmetz (Hauptgeschäftsführer der IHK Mittlerer Niederrhein), Moderatorin Mary Abdelaziz-Ditzow, Jochen Burg (CEO der SMS group), S.E. Oleksii Makeiev (Botschafter der Ukraine in Deutschland) und Elmar te Neues (Präsident der IHK Mittlerer Niederrhein). Vor welchen globalen Herausforderungen steht die deutsche Wirtschaft? Welche wirtschaftspolitischen Weichenstellungen erwarten die Unternehmen von der neuen Bundesregierung? Und: Wie wird Deutschland international wieder wettbewerbsfähig? Die Themen des Vorabendempfangs der Industrie- und Handelskammer (IHK) Mittlerer Niederrhein zum 13. Außenwirtschaftstag NRW sorgten für angeregte Diskussionen im neuen Campus der SMS group in Mönchengladbach. Prof. Dr. Jens Südekum hielt die Keynote. „Deals, XXL-Finanzpaket und Sondervermögen: Was muss die Merz-Regierung nun tun, um die deutsche Wirtschaft international wettbewerbsfähiger zu machen?“ – so lautete der Titel des Vortrags des Ökonomen, der an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf forscht und lehrt und Persönlicher Beauftragter von Bundesfinanzminister Lars Klingbeil für die gesamtwirtschaftliche Entwicklung ist. Zum Auftakt stellten sich IHK-Hauptgeschäftsführer Jürgen Steinmetz und Jochen Burg, CEO der SMS group, den Fragen von Moderatorin Mary Abdelaziz-Ditzow. „Für uns geht es nicht mehr allein um das Know-how, wie wir Projekte für unsere Kunden weltweit umsetzen, sondern zunehmend auch um Resilienz und Stabilität: Wie sichern wir unsere Lieferketten und den Zugang zu Märkten?“, sagte Burg. „Über die Produktion in China und die Belieferung unserer Kunden in den USA zum Beispiel müssen wir heute anders nachdenken.“ Für Steinmetz geht es vor allem darum, dass die Rahmenbedingungen in Deutschland wieder wettbewerbsfähig werden: „Wichtige Investitionen in die Infrastruktur müssen viel schneller als bisher umgesetzt werden“, betonte Steinmetz. „Marode Bauwerke wie die Uerdinger Rheinbrücke und die Kardinal-Frings-Brücke belasten die Industrie und die Transportwirtschaft erheblich.“ Genauso wichtig sei ein international wettbewerbsfähiger Industriestrompreis. „Darauf ist unsere energieintensive Industrie angewiesen“, so Steinmetz. Um Infrastruktur und die Energieversorgung ging es auch im Vortrag von Oleksii Makeiev, Botschafter der Ukraine in Deutschland: „Wir schaffen es nur mit Partnern, uns gegen die russische Aggression zu verteidigen, und genauso sind wir auf Partnerschaften angewiesen, wenn es darum geht, unser Land wieder aufzubauen.“ Makeiev verwies auf zahlreiche deutsche Unternehmen, die in der Ukraine investieren. Im Energiebereich und in der Infrastruktur gebe es großen Bedarf an Know-how und Produkten aus Deutschland. „Wir wollen unser Land besser aufbauen als es vor dem Krieg war – und dieser Wiederaufbau findet jetzt statt. Nutzen Sie die Chance“, appellierte der Botschafter. Investitionen, die durch das Sondervermögen der Bundesregierung und die Reform der Schuldenbremse ausgelöst werden sollen, standen auch im Mittelpunkt der Keynote von Südekum. Zunächst skizzierte er, warum es zu zwei Jahren ohne Wirtschaftswachstum gekommen ist. „International nicht wettbewerbsfähige Energiekosten und überbordende Bürokratie in Kombination mit gravierenden Veränderungen im weltweiten Handel haben zu einer besorgniserregenden Deindustrialisierung geführt“, erläuterte Südekum. „Wir verlieren jeden Monat rund 10.000 Industriearbeitsplätze.“ Deutsche Unternehmen bekämen die Konkurrenz durch chinesischen Überkapazitäten nicht nur in China selbst, sondern überall auf der Welt zu spüren. „Früher konnten viele Unternehmen auf den amerikanischen Markt ausweichen. Das ist seit dem Amtsantritt Trumps vorbei“, erklärte der Ökonom. Die Situation sei fragil. Das deutsche Erfolgsmodell des Exports in alle Märkte der Welt – insbesondere nach China und in die USA – sei an seine Grenzen gestoßen, so Südekum. Mit der finanzpolitischen Kehrtwende setze die neue Bundesregierung auf mehr Eigenverantwortung. „Mit dem Sondervermögen sollen Investitionen ausgelöst werden, die die deutsche und europäische Wirtschaft stärken und für nachhaltige Verbesserungen in den Bereichen Infrastruktur und Digitalisierung sorgen. Gleichzeitig müssen unsere Planungs- und Genehmigungsverfahren deutlich beschleunigt werden“, erläuterte Südekum. „Ich bin zuversichtlich, dass wir so endlich wieder Wirtschaftswachstum und höhere Steuereinnahmen erzielen. Die ersten Prognosen sind optimistisch. Und: Die Bundesregierung steht unter erheblichen Druck. Sie ist zum Erfolg verdammt.“
IHK-Hauptgeschäftsführer Jürgen Steinmetz (r.) überreichte eine Urkunde an Geschäftsführer Jan Klausmann (M.) und Marketingleiter Tim Finke. Das Unternehmen Auto Becker Hans Klausmann GmbH & Co. KG in Krefeld hat 100-jähriges Bestehen gefeiert. Jürgen Steinmetz, Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammer (IHK) Mittlerer Niederrhein, gratulierte dem Unternehmen zum Jubiläum und überreichte Geschäftsführer Jan Klausmann eine Urkunde. „Ein Unternehmen, das sich 100 Jahre erfolgreich auf dem Markt behauptet hat und kontinuierlich gewachsen ist, muss in der Vergangenheit viele Weichen richtig gestellt haben“ sagte Steinmetz. „Ich bin überzeugt, das wird Auto Becker Klausmann auch in Zukunft tun. Wir wünschen dem Unternehmen weiterhin viel Erfolg und eine gute Zukunft.“ Den Grundstein für den Betrieb legte Josef Becker im Jahr 1925 mit der Eröffnung einer Werkstatt für Kraftfahrzeuge. In den 1930er Jahren stieg Hans Klausmann in das Unternehmen ein: Aus „Auto Becker“ wurde „Auto Becker Klausmann“. 1950 begann das Unternehmen mit dem Vertrieb von Pkw der Marke Fiat. Zwei Jahre später wurde Auto Becker Klausmann BMW-Vertragshändler. Das Unternehmen mit Sitz an der Glockenspitz machte sich über die Stadtgrenzen hinaus einen Namen als kompetenter Ansprechpartner bei allen Fragen zu Fahrzeugen der bayerischen Automobilmarke. 1974 eröffnete Auto Becker Hans Klausmann eine zweite Filiale in Kempen. 2001 wurde das Unternehmen zusätzlich Vertragshändler für Fahrzeuge der Marke MINI. Das Familienunternehmen wird heute von Manfred und Jan Klausmann geführt. Es beschäftigt rund 100 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Vertrieb, Werkstatt, Service und Verwaltung. „Wir verstehen uns als in Krefeld fest verwurzeltes Familienunternehmen“, sagt Jan Klausmann. „Unseren Erfolg haben wir in erster Linie der Kompetenz und dem Engagement unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter heute und in der Vergangenheit zu verdanken.“
Sie stellten den Gründungsreport vor (v.l.): IHK-Existenzgründungsberaterin Stephanie Efertz, Gründer sowie Wein- und Food-Blogger Andreas Bochem und IHK-Hauptgeschäftsführer Jürgen Steinmetz. 30 Jahre hat er im Handel in diversen Management-Positionen gearbeitet, aber nun wollte er etwas völlig anderes tun, etwas, das ihn begeistert: Andreas Bochem hat sich als Wein- und Food-Blogger selbstständig gemacht. „Ich möchte Menschen dazu einladen, bewusst zu genießen“, sagt der Krefelder, der über seine Website www.andib-liebt.de und Social-Media-Kanäle besondere Rezeptideen veröffentlicht, die einfach nachgekocht werden können. „Ich lege Wert auf Nachhaltigkeit der Zutaten: Bio hat Prio, regional und saisonal. Außerdem gebe ich Tipps, welcher Wein zu welchem Essen passt und warum“, berichtet Bochem. „Ich vermittele Weinwissen für Einsteiger und berate Restaurants in puncto Wein. Außerdem plane ich Themenabende im Rheinland, Schulungen, YouTube-Kurse, Weinberatungen und ein E-Book.“ Einem solchen Impuls sind im vergangenen Jahr in Krefeld wieder deutlich mehr Menschen gefolgt. 1.827 Menschen haben sich 2024 in Krefeld selbstständig gemacht. Im gleichen Zeitraum haben auch 1.643 Unternehmerinnen oder Unternehmer ihre Firma aufgegeben. Zum Vergleich: Im Jahr 2023 waren es 1.688 Gründungen und 1.502 Aufgaben. Damit verzeichnet Krefeld ein Plus von 8,2 Prozent bei den Gründungen und ein Plus von 9,4 Prozent bei den Aufgaben. Im Saldo hat die Zahl der Unternehmen in Krefeld 2024 um 184 Unternehmen zugenommen. Das sind die wesentlichen Kennziffern des „Gründungsreports 2025 – Zahlen und Einschätzungen zum Gründungsgeschehen 2024 im IHK-Bezirk“, den die Industrie- und Handelskammer (IHK) Mittlerer Niederrhein auf der Datenbasis des Landes NRW erarbeitet hat. Der positive Trend ist auch im IHK-Bezirk Mittlerer Niederrhein insgesamt festzustellen: Die Unternehmensgründungen lagen 2024 mit 10.018 im Vergleich zu 9.837 Gründungen um 1,8 Prozent über dem Vorjahreswert. Die Zahl der Geschäftsaufgaben im IHK-Bezirk nahm dagegen ab: 8.766 Gewerbeabmeldungen im Jahr 2024 stehen 8.919 im vorherigen Jahr gegenüber (-1,7 Prozent). Im Saldo hat die Zahl der Unternehmen in der Region um 1.252 Firmen zugenommen. „Die Zahl der Neugründungen ist stabil. Sie sind ein Zeichen für das große Vertrauen in die eigene unternehmerische Kompetenz und in die wirtschaftlichen Potenziale am Mittleren Niederrhein“, erklärt IHK-Hauptgeschäftsführer Jürgen Steinmetz. „Die Menschen in unserer Region lassen sich nicht entmutigen.“ Die Gründerinnen und Gründer seien eine wichtige Bereicherung für die Wirtschaft, so der IHK-Hauptgeschäftsführer: „Sie treiben Innovationen voran, schaffen Arbeitsplätze und sorgen für Wertschöpfung.“ Auch für Nordrhein-Westfalen sind die Zahlen stabil. Während 2023 132.450 Neugründungen im Land verzeichnet werden konnten, waren es 2024 134.614 – ein Plus von 1,6 Prozent. Allerdings nahm auch die Zahl der Betriebsaufgaben in NRW deutlich zu: 2023 wurden noch 106.406 registriert, im vergangenen Jahr waren es 114.320. Gründer Andreas Bochem hat den Schritt in die Selbstständigkeit bisher nicht bereut: „Die Gewerbeanmeldung im Juli 2024 war ein wunderbarer Moment. Ein unglaubliches Gefühl der Freiheit – alles, was ich von nun an tue, bestimme ich, und bin nicht mehr fremdgesteuert.“ Bochem rät anderen Gründerinnen und Gründern, mutig zu sein und den Schritt zu wagen: „Es hat sich so viel entwickelt, mit dem ich anfangs gar nicht gerechnet habe.“ Man brauche Geduld, sollte konsequent weitermachen und aufstehen, wenn man hinfällt. Damit Gründerinnen und Gründern die Startphase so leicht wie möglich gemacht wird, fordert der IHK-Hauptgeschäftsführer mehr Unterstützung von der Politik für Jungunternehmer. „Wir brauchen Rahmenbedingungen, die unternehmerisches Engagement fördern und nicht ausbremsen“, so Steinmetz. „Wir fordern zügige, digitale und unbürokratische Gründungsprozesse, einen leichteren Zugang zu Fördermitteln und steuerliche Vereinfachungen für Gründerinnen und Gründer. Wir brauchen weniger Regularien und mehr Wertschätzung für das Engagement und den Gründergeist von Unternehmerinnen und Unternehmern.“ Von ihrem Beitrag profitiere schließlich die gesamte Gesellschaft. Die IHK unterstützt angehende Existenzgründerinnen und -gründer. „Wir beraten sie bei allen relevanten Fragestellungen und stehen ihnen mit unseren Dienstleistungen zur Seite, damit Fehler vermieden werden und aus einer Idee ein erfolgreiches Geschäftsmodell wird“, sagt Stephanie Efertz, Beraterin Existenzgründung und Unternehmensförderung der IHK. „Der Schritt in die Selbstständigkeit sollte gut durchdacht sein, dazu kann auch die IHK mit ihrem Service- und Netzwerk-Angebot beitragen.“ Das hat auch Gründer Andreas Bochem erlebt: „Die IHK hat mir im Rahmen des Gründungszuschusses, mit Netzwerkveranstaltungen und als Ansprechpartner bei Fragen rund um die Selbstständigkeit sehr geholfen. Ich war überrascht, wie professionell und zeitnah und mit welch‘ breitem Spektrum die IHK bei einer Gründung und im Anschluss helfen kann.“ Angehenden Unternehmerinnen und Unternehmern steht Existenzgründungsberaterin Stephanie Efertz unter Tel. 02161 241-120 und per E-Mail (stephanie.efertz(at)mittlerer-niederrhein.ihk.de) zur Verfügung. Der Gründungsreport 2024/2025 steht zum Download zur Verfügung: Gruendungsreport_2025_2024_IHK.pdf (PDF, 11 MB, nicht barrierefrei) PM_125_Gruendungsreport_IHK_Kreis_Viersen.pdf (PDF, 169 KB, nicht barrierefrei) PM_125_Gruendungsreport_IHK_Moenchengladbach.pdf (PDF, 172 KB, nicht barrierefrei) PM_125_Gruendungsreport_IHK_Rhein_Kreis_Neuss.pdf (PDF, 171 KB, nicht barrierefrei) Gründer aus dem Kreis Viersen, Mönchengladbach und dem Rhein-Kreis Neuss Vorheriges Nächstes
Die Situation der Außenhandelsunternehmen in Nordrhein-Westfalen bleibt herausfordernd: So verzeichnete NRW im Jahr 2024 einen Exportrückgang von 2,7 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Besonders stark fiel dieser im Handel mit Frankreich, Italien und dem Vereinigten Königreich aus. Die Top-3-Exportländer Niederlande, Frankreich und USA vereinen 27 Prozent des gesamten Exportvolumens auf sich. Das sind einige der wesentlichen Kennziffern des IHK-Außenwirtschaftsreport NRW 2025, der von IHK NRW – Die Industrie- und Handelskammern in Nordrhein-Westfalen e.V. jetzt veröffentlicht wurde. Der Bericht gibt einen detaillierten Überblick über die Auslandsaktivitäten nordrhein-westfälischer Unternehmen und beleuchtet zentrale Entwicklungen im internationalen Handel. Vor dem Hintergrund geopolitischer Spannungen zwischen der EU, den USA und China betont IHK NRW die Notwendigkeit eines strategischen und selbstbewussten handelspolitischen Kurses Europas. „Europa muss international selbstbewusster auftreten“, kommentiert Jürgen Steinmetz, Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammer (IHK) Mittlerer Niederrhein, den Report. „Die EU darf nicht nur weltpolitischer Zuschauer sein, sondern sie sollte gestalten. In den Gesprächen mit den USA braucht es Dialogbereitschaft, aber ebenso eine klare wirtschaftspolitische Agenda und die nötige Durchsetzungskraft. Gleichzeitig ist es überfällig, neue strategische Partnerschaften auszubauen und dringend notwendige Freihandelsabkommen zum Abschluss zu bringen.“ Innerhalb der EU sieht IHK NRW dringenden Handlungsbedarf. Es brauche ein Umdenken – weg von überholten Routinen, hin zu mehr Pragmatismus, Tempo und Zielorientierung, so Steinmetz. Vor allem der Mittelstand leide weiterhin unter unnötiger Bürokratie. Entlastungen seien notwendiger denn je. Der IHK-Außenwirtschaftsreport NRW 2025 basiert auf umfangreichen Unternehmensbefragungen sowie auf Daten der Außenhandelsstatistik und zeigt: Viele Unternehmen in NRW sind trotz globaler Unsicherheiten weiterhin international aktiv. Neue Märkte und Partnerschaften gewinnen an Bedeutung, während bestehende Handelsbeziehungen zunehmend unter Druck geraten. Mit Abstand bleibt jedoch der europäische Binnenmarkt wichtigster Absatz- und Beschaffungsmarkt für NRW. Doch auch dort spüren Unternehmen wachsende Anforderungen. Der Report steht online zur Verfügung unter: www.ihk-nrw.de/auwi-report
Sie schauten den Schülerinnen und Schülern über die Schulter (v.l.): IHK-Geschäftsführerin Daniela Perner, TuWaS-Projektkoordinatorin Layal Paczynski, Ausbildungskoordinator Christoph Glasmacher von der Speira GmbH, Gabriele Götze (IHK-Beraterin Schule und Wirtschaft) sowie Schulleiter Andreas Hahn. Früh die Begeisterung für Naturwissenschaften und Technik wecken und gleichzeitig Talente fördern – genau das ist das Ziel der Gesamtschule Norf in Neuss. Als eine von aktuell 44 Schulen in der Region beteiligt sie sich an der Bildungsinitiative „TuWaS! Rheinland – Technik und Naturwissenschaften an Schulen“, die Schülerinnen und Schüler praxisnah an MINT-Themen heranführt. Das Projekt wird von der Speira GmbH in Grevenbroich sowie der Industrie- und Handelskammer (IHK) Mittlerer Niederrhein unterstützt. Beide Partner möchten junge Menschen frühzeitig für MINT-Berufe sensibilisieren und damit einen aktiven Beitrag zur Fachkräftesicherung in der Region leisten. Mit dem Projektthema „Mikrowelten“ startet die Schule ein innovatives Lernformat für die 5. und 6. Klassen. Dabei stehen eigenes Ausprobieren, Forschen und Experimentieren im Mittelpunkt. Ziel ist es, junge Menschen spielerisch für naturwissenschaftlich-technische Fragestellungen zu begeistern – und sie zugleich auf mögliche Berufswege in diesem Bereich vorzubereiten. Für den Lehrer Timo Lahmer ist das Projekt eine „echte Erleichterung und ein Antrieb, Dinge auszuprobieren“. Und Schulleiter Andreas Hahn ergänzt: „Solche Projekte an Schulen sind essenziell, um allen jungen Menschen Zugang zu zukunftsweisender Bildung zu ermöglichen.“ Er sieht im Projekt großes Potenzial: „TuWaS! hilft uns, durch Experimentieren und Forschen Begeisterung für MINT-Fächer zu wecken, um den Kindern früh ihre Stärken aufzuzeigen.“ So würden nicht nur technisches Verständnis und Problemlösungskompetenz, sondern auch Selbstvertrauen und Perspektiven für eine stabile berufliche Zukunft gefördert. Und auch die Wirtschaft profitiert: „Die jungen Menschen müssen erleben, dass Technik Spaß machen kann“, sagt Christoph Glasmacher, Ausbildungskoordinator der Speira GmbH. So würden sich manche von ihnen eher für einen naturwissenschaftlichen Beruf entscheiden. Für Unternehmen lohne es sich in mehrfacher Hinsicht, solche Projekte aktiv zu unterstützen. „Damit leisten wir einen konkreten Beitrag zur Bekämpfung des Fachkräftemangels, insbesondere in technischen und naturwissenschaftlichen Berufen. Gleichzeitig stärken wir unsere regionale Verankerung, indem wir junge Talente vor Ort fördern und langfristig an den Standort binden. So entstehen nachhaltige Partnerschaften zwischen Bildung und Wirtschaft – zum Vorteil aller Beteiligten.“ IHK-Geschäftsführerin Daniela Perner ergänzt: „Das Engagement von Schulen und Unternehmen zeigt, wie regionale Bildungsinitiativen zur Lösung des Fachkräftemangels beitragen können. MINT-Bildung ist dabei ein zentraler Schlüssel.“ Projektkoordinatorin Layal Paczynski erläutert das Konzept: „TuWaS! steht für forschendes Lernen – Schülerinnen und Schüler experimentieren selbst, dokumentieren ihre Beobachtungen und tauschen sich darüber aus.“ Die Schulen erhalten erprobte Unterrichtseinheiten und Materialien zu naturwissenschaftlich-technischen Themen wie eben „Mikrowelten“, „Magnete und Motoren“ oder „Lebensmittelchemie“. Die Lehrkräfte werden im Vorfeld speziell geschult, um die Inhalte optimal in den Unterricht einzubinden. Seit dem Start im Rheinland im Jahr 2008 hat sich das Projekt zu einem Erfolgsmodell entwickelt – aktuell beteiligen sich 44 Schulen in der Region, und rund 80 Unternehmen und Stiftungen unterstützen das Programm. „TuWaS! Rheinland“ ist eine Initiative der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften und der Freien Universität Berlin, die für die inhaltlichen und pädagogischen Konzepte von „TuWaS!“ verantwortlich ist und das Projekt wissenschaftlich begleitet. Weitere Informationen zum Projekt gibt es online unter: www.mittlerer-niederrhein.ihk.de/26099
Thomas Heil, Kämmerer des Kreises Viersen, berichtete, wie es um die Kommunalfinanzen bestellt ist. „Sie werden Tränen in die Augen bekommen.“ Mit diesen Worten hat Thomas Heil seine Zuhörer auf seinen Vortrag vorbereitet. Der Kämmerer des Kreises Viersen war einer der Referenten des Regionalforums Kreis Viersen, zu dem die Industrie- und Handelskammer (IHK) Mittlerer Niederrhein unter dem Titel „Die Wirtschaftliche Entwicklung des Kreises Viersen“ eingeladen hatte. „Im Vorfeld der Kommunalwahlen im Herbst lohnt sich der Blick auf die wirtschaftlichen Spielräume und Herausforderungen, vor denen wir im Kreis Viersen stehen“, sagte Rainer Höppner, IHK-Vizepräsident und Sprecher des Regionalforums. „Deshalb schauen wir auf die finanzielle Lage des Kreises und auf das Projekt Javelin-Park, das wirtschaftliche Impulse im Kreis setzen kann, die wiederum den Finanzen zugutekämen.“ Wer die Ansage des Kämmerers auf die leichte Schulter genommen hatte, wurde in den folgenden 60 Minuten eines Besseren belehrt. „Die Lage ist bitterernst“, erklärte Heil. „Bundesweit wird uns ein Null-Wachstum prophezeit, so dass wir aufpassen müssen, dass Deutschland nicht den Anschluss verliert.“ Diese schlechte konjunkturelle Entwicklung habe natürlich „massive Auswirkungen“ auf die kommunalen Finanzen. „Selbst die kommunale Selbstverwaltung gerät in Gefahr“, betonte Heil und verdeutlichte die bedrohliche Entwicklung anhand von Zahlen: Insgesamt verzeichneten die Kommunen in Deutschland im vergangenen Jahr einen Fehlbetrag von 24 Milliarden Euro (2023: 6 Milliarden Euro). „Das ist der höchste Wert seit der Wiedervereinigung“, sagte der Kämmerer. NRW ist Spitzenreiter: Dort ist die kommunale Verschuldung von einem auf das andere Jahr um 13 Prozent gestiegen. Von den 396 Städten und 31 Kreisen in NRW haben nur 15 einen ausgeglichenen Haushalt. „Somit verzehren die Kommunen ihr Eigenkapital, um die Fehlbeträge auszugleichen.“ Der Kreishaushalt weist für das laufende Jahr einen Fehlbetrag von 40 Millionen Euro aus, nach 30 Millionen im vergangenen Jahr. „Würden wir den Fehlbetrag an die kreisangehörigen Kommunen weitergeben, müssten wir die Kreisumlage um 7,5 Prozentpunkte erhöhen. Aber auch die neun Kreiskommunen stehen schlecht da: Keine hat einen ausgeglichenen Haushalt, eine von ihnen ist im Haushaltssicherungskonzept. „Das Problem ist, dass die Steuereinnahmen nur moderat wachsen, die Aufwendungen aber in die Höhe schnellen“, erklärte Heil. Deren größter Teil machen mit 400 Millionen Euro die Kosten im Sozialbereich aus. Anhand von drei Hilfe-Arten und der Landschaftsumlage verdeutlichte der Kämmerer die Kostensteigerungen um 70 Prozent in den vergangenen zehn Jahren. „Und auch für das Jahr 2026 haben wir kein gutes Gefühl. Es ist nicht erkennbar, dass wir dann plötzlich Überschüsse haben werden.“ Die Frage, wie man aus dieser Misere rauskommen könnte, beantwortet Heil unter anderem mit folgenden Forderungen: Das bestehende Sozialleistungssystem muss grundlegend überarbeitet werden, Kommunen benötigen von Bund und Land eine auskömmliche Finanzierung, der kommunale Anteil an der Umsatzsteuer muss erhöht werden und das Konnexitätsprinzip, nach dem derjenige die Kosten übernimmt, der die jeweilige Aufgabe beschlossen hat, muss realisiert werden. Gleichzeitig gab der Kämmerer aber auch zu bedenken: „Würden Bund und Land den Forderungen nachkommen, müssten sie auf Geld verzichten.“ Und auch deren Haushalte seien bekanntermaßen alles andere als gesund. „Ich kann Ihnen also keine Lösung präsentieren. Zumindest habe ich die Hoffnung, dass sich in Niederkrüchten-Elmpt etwas tut. Das würde dem gesamten Kreis richtig gut tun“, erklärte er mit Blick auf das zweite Thema des Abends. Aber auch André Banschus‘ Bericht über die Entwicklung des Javelin-Parks führte nicht nur zu Freudentränen. „Eigentlich hätten die Erschließungsarbeiten jetzt beginnen sollen“, erklärte der Geschäftsführer des Projektentwicklers Verdion. Aber das Oberverwaltungsgericht Münster habe nach einem Eilantrag den Bebauungsplan vorläufig außer Vollzug gesetzt. „Derzeit können wir nicht sagen, wie lange das Gericht braucht, um die Unterlagen zu prüfen. Aber wir hoffen, dass wir schnell eine positive Rückmeldung bekommen.“ Man wolle den Zeitplan unbedingt einhalten. „Ansonsten könnten Interessenten womöglich abwandern.“ In den kommenden zehn bis 15 Jahren möchte Verdion auf 650.000 Quadratmetern des 58 Hektar großen Geländes maßgeschneiderte Gebäude für bonitätsstarke Unternehmen unter anderem aus den Bereichen Produktion, Pharma, Forschung und E-Commerce entwickeln. „Mit einem Unternehmen aus der Lebensmittelindustrie sind wir bereits im Gespräch“, sagte Banschus. Geplant sind außerdem ein Autohof und ein eigener Autobahnanschluss. „Nachhaltigkeit ist bei der Entwicklung des Parks ein zentrales Thema.“ Das gesamte Investitionsvolumen liegt bei 1,04 Milliarden Euro. Finanzierungspartner ist eine kanadische Rentenversicherung. Während die Versicherung Eigentümerin der Gebäude sein wird, wird Verdion den Gewerbepark betreuen. Gebaut wird allerdings erst, wenn der jeweilige Nutzer feststeht. „Wir rechnen mit 5.000 direkten Arbeitsplätzen“, erklärt Banschus. Als Alleinstellungsmarkmal bezeichnet der Geschäftsführer die Größe der zusammenhängenden Fläche und die mögliche Bauhöhe. Darüber hinaus sei die Lage an der niederländischen Grenze und die Nähe zum Flughafen, zu den Häfen Duisburg, Rotterdam und Antwerpen sowie den Städten Köln und Düsseldorf ein sehr wichtiger Standortfaktor. Höppner bedankte sich bei den beiden Referenten für die – wenn auch mitunter nachdenklich stimmenden – Informationen und Einblicke. „Wir drücken die Daumen, dass die Hürden für den Javelin-Park schnell überwunden werden können, so dass das für die Region so wichtige Projekt weiter vorangeht.“
„Was macht das Wetter mit Ihrem Unternehmen?“ Der Vortrag von Claudia Kleinert stieß auf großes Interesse. „Das Forum Zukunft richtet sich nicht nur an Unternehmen, es geht auch direkt zu den Unternehmen“, so begrüßte Dr. Andreas Coenen, Landrat des Kreises Viersen, die mehr als 200 Gäste beim dritten „Forum Zukunft - Kreis Viersen“. Die Veranstaltung, ausgerichtet von der IHK Mittlerer Niederrhein und der Wirtschaftsförderungsgesellschaft für den Kreis Viersen mbH (WFG), fand diesmal bei der schmitz druck & medien GmbH & Co. KG in Brüggen statt. Die große Halle mit ihren imposanten Druckmaschinen bot den perfekten Rahmen. Das Klima betrifft alle – das war einer der Gründe für den überragenden Publikumszuspruch. Mit dem Hitzesommer 2003 war es vielen Menschen erstmals bewusst geworden: Das Klima hat sich in spürbarer Weise verändert. Spätestens jetzt, rund 20 Jahre später, ist klar, dass an diesem Thema kein Weg vorbei führt. Moderator Ludger Kazmierczak verwies zu Beginn der Veranstaltung auf eine Umfrage, der zufolge 97 Prozent der Unternehmen in Deutschland bereits mit den Folgen des Klimawandels konfrontiert waren – sei es durch unterbrochene Lieferketten, steigende Versicherungskosten oder drückende Sommerhitze, die in Büros und Produktionshallen das Arbeiten erschwert. „Auch wenn die Klimakrise in Zeiten zunehmender geopolitischer Krisen mitunter in den Hintergrund geraten ist, bleibt der Klimawandel hochrelevant“, sagte IHK-Hauptgeschäftsführer Jürgen Steinmetz. „Wir befassen uns einerseits intern mit den Themen Nachhaltigkeit und Klimaschutz und andererseits informieren wir unsere Unternehmen dazu. Wir beraten, wir vernetzen – und wir machen Mut, aktiv zu werden.“ Ein weiterer Grund für das große Interesse war – neben dem Thema – sicherlich die ebenso prominente wie kompetente Referentin: In ihrer Keynote „Was macht das Wetter mit Ihrem Unternehmen?“ veranschaulichte Claudia Kleinert, Deutschlands bekannteste Wetter-Expertin, eindrucksvoll, wie extreme Wetterereignisse wie Starkregen, Hitzewellen oder Trockenperioden mittlerweile wirtschaftliche Abläufe beeinflussen – und warum klimatische Resilienz zur unternehmerischen Aufgabe wird. Klimarisiken sind keine abstrakten Szenarien, sondern bereits Realität: Gebäude, Produktionsprozesse und Logistik müssen zunehmend gegen Hitzeschäden, Wasserknappheit und Unwetterereignisse abgesichert werden. Claudia Kleinert machte die große Relevanz des Klimawandels deutlich, auch im Vergleich zu anderen aktuellen Herausforderungen rund um den Globus: „Alle anderen Themen werden irgendwann an uns vorbeiziehen. Der Klimawandel aber wird uns dauerhaft begleiten – Sie, mich, Ihre Kinder und Ihre Enkel.“ Selbst wenn es schon morgen wie durch Zauberhand gelingen würde, sämtliches klimaschädliche Gas einzusparen, wären die Folgen aus den vergangenen Jahrzehnten weiterhin präsent: extreme Trockenheit, heftige Stürme, Starkregenereignisse. Aber: „Wir können verhindern, dass es noch schlimmer wird.“ Diese positive Botschaft wiederholte die Referentin mehrfach. „Die Zukunft, die sich am besten vorhersagen lässt, ist jene, die man selbst beeinflussen kann.“ Jeder Einzelne könne einen Beitrag dazu leisten: „Wir sind alle Wettermacher.“ Für Unternehmen bedeutet das laut Kleinert: Wenn sie jetzt handeln, stellen sie sich resilienter auf und sichern sich auch Wettbewerbsvorteile – durch angepasste Infrastruktur, grüne Investitionen und nachhaltige Prozesse. Landrat Coenen verwies auf dem Podium auf die Klimastrategie des Kreises Viersen: „Bis 2040 wollen wir klimaneutral sein, das ist unser ehrgeiziges Ziel und unsere große Aufgabe.“ Im Rahmen der Klimafolgenanpassung geht es zudem – in enger Zusammenarbeit mit den Städten und Gemeinden – um den Schutz von Menschen und Sachwerten. Ein Beispiel: „Wir haben kreisweit untersucht, wo sich nach starkem Regen das Wasser in kritischer Weise sammelt. In der nächsten Zeit werden wir auf Unternehmen zukommen, deren Standorte nach unseren Erkenntnissen besonders gefährdet sind“, so Coenen. Bei der Diskussion gab Steinmetz den Unternehmerinnen und Unternehmern folgenden Rat mit auf den Weg: „Warten Sie nicht ab, sondern handeln Sie frühzeitig. Extremwetterlagen wie Starkregen oder Hitzeperioden nehmen zu und können für Betriebe erhebliche Risiken bedeuten – von Produktionsausfällen bis zu Gebäudeschäden.“ Bildergalerie des Abends Vorheriges Nächstes
Sie haben vereinbart, künftig zusammenzuarbeiten (v.l.): Gillian Hahn (IHK), Daria Jablonowska, Dietmar Schulmeister (beide Deutsch-ukrainische Wirtschaftsvereinigung), Jürgen Steinmetz (IHK), Elina Chernova und Stefan Simmnacher (beide Deutsch-ukrainische Wirtschaftsvereinigung). Die Industrie- und Handelskammer (IHK) Mittlerer Niederrhein und der noch in der Gründung befindliche Verein Deutsch-ukrainische Wirtschaftsvereinigung in Neuss haben sich gegenseitige Unterstützung zugesichert. Eine entsprechende Absichtserklärung haben IHK-Hauptgeschäftsführer Jürgen Steinmetz und Vereinsgründer Dietmar Schulmeister jetzt unterzeichnet. Im Kern geht es darum, Geflüchtete aus der Ukraine schneller und zielgerichteter in den deutschen Arbeitsmarkt zu integrieren. Dabei sollen Ukrainerinnen und Ukrainer, die in Deutschland bereits beruflich Fuß gefasst haben, andere Geflüchtete unterstützen. „Dadurch werden sprachliche und kulturelle Barrieren überwunden, und die Geflüchteten werden auf Augenhöhe von Menschen mit ähnlichen Erfahrungen beraten“, erläutert Schulmeister. Der IHK-Hauptgeschäftsführer begrüßt diesen Ansatz: „Einerseits leben am Niederrhein tausende Ukrainerinnen und Ukrainer ohne Job, die zum Teil hervorragenden Qualifikationen vorweisen können. Andererseits klagen viele unserer Unternehmen über einen Mangel an motivierten und qualifizierten Fachkräften. Eine bessere Integration ukrainischer Geflüchteter bietet für alle Beteiligten große Chancen.“ Die IHK Mittlerer Niederrhein kümmert sich als Schwerpunkt-IHK für die Ukraine in Nordrhein-Westfalen nicht nur um den wirtschaftlichen Austausch zwischen deutschen und ukrainischen Unternehmen, sondern auch um die Vermittlung von Geflüchteten an Unternehmen in der Region. Im Zuge von diversen Kompetenzfeststellungs- und Matching-Veranstaltungen konnten schon eine Reihe von Ukrainerinnen und Ukrainer an Unternehmen am Niederrhein vermittelt werden. Von der geplanten Kooperation versprechen sich die IHK und die künftige Deutsch-ukrainische Wirtschaftsvereinigung e.V. eine noch schnellere Integration ukrainischer Geflüchteter und eine effektivere Bekämpfung des Fachkräftemangels. „Unsere Kooperation könnte ein Modellprojekt mit überregionaler Strahlkraft werden“, hofft Schulmeister.